Appell an die Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

Sie werden in den nächsten Tagen im Rahmen einer Syrien-Konferenz den türkischen Staatspräsidenten Erdogan treffen.
Und Sie, Herr Bundeswirtschaftsminister reisen diese Woche mit einer großen Wirtschaftsdelegation in die Türkei und werden ebenfalls mit türkischen Staatsgrößen, u.a. Herrn Erdogan zusammenkommen.

Wir, die Familienangehörigen, Freunde, Bekannte von Patrick Kraicker sowie Gießener Bürger, die sich in einer Initiative zusammen geschlossen haben, appellieren an Sie, sich für die Freilassung von Patrick Kraicker, der seit 14.März 2018 unschuldig in der Türkei in Haft sitzt, einzusetzen. Wir machen uns ernsthafte Sorgen, da es Patrick mittlerweile gesundheitlich sehr schlecht geht. Er hat eine schwere Mittelohrentzündung und hat aufgrund mangelnder Hygiene schon Zähne verloren.

An diesem Freitag wird er zum zweiten Mal per Video zu seiner Gerichtsverhandlung (Show-Prozess) zugeschaltet. Er hat zwar einen Pflichtverteidiger gestellt bekommen, dieser vertritt jedoch nach unserer Auffassung nicht seine Interessen. Auch die deutsche Botschaft in Ankara hat sich nicht ausreichend um Patrick gekümmert. Die Gerichtsverhandlung findet in Sirnak statt und Patrick sitzt Hunderte von Kilometer entfernt in Elazig in Haft. Bei der ersten Verhandlung durfte er sich nicht zu den Vorwürfen äußern.

Patrick Kraicker wurde von türkischen Sicherheitskräften im März dieses Jahres unter dem absurden Vorwand der „Unterstützung einer Terrororganisation“ in der kurdischen Region Nusaybin/Silopi, nahe der türkisch-syrisch-irakischen Grenze festgenommen. Patrick ist weder kurdischer Herkunft, noch hat er sich bislang in irgendeiner Weise politisch aktiv für die Belange der Kurden eingesetzt. Nicht nur unter den Kurden in Gießen ist er gänzlich unbekannt, auch den Sicherheitsbehörden liegen über Patrick keinerlei Informationen vor. Auch hat Patrick nicht, wie von türkischer Seite behauptet, vier Jahre lang bei der Bundeswehr gedient, noch war er BND-Mitarbeiter. Sowohl das Verteidigungsministerium als auch Familienangehörige widersprechen dieser Information. Er wurde sogar vom Wehrdienst ausgemustert. Patrick war lediglich in der kurdischen Region wandern und wollte in Nusaybin die Großeltern seines Jugendfreundes besuchen. Deshalb ist er lediglich mit seinem Personalausweis mit einem Billigflug nach Gaziantep geflogen und hat sich auf dem Landweg nach Nusaybin begeben.

Es trifft auch nicht zu, wie die türkische Seite im ersten Prozess behauptet hat, dass Patrick im Januar/Februar dieses Jahres im Irak oder in Syrien als Arzt gesehen wurde. Patrick ist weder Mediziner noch hat er je einen Reisepass besessen, mit dem er hätte in den Irak oder Syrien reisen können. Das Einwohnermeldeamt der Stadt Gießen hat mit einem Schreiben, welches an die deutsche Botschaft weitergeleitet wurde, bestätigt, dass er keinen Reisepass erhalten hat. Der 29-jährige ist ein unschuldiger deutscher Bürger, der sich der Willkürherrschaft der türkischen Justiz und Behörden ausgesetzt sieht. Als politische Geisel und ohne Rücksicht auf international geltende Gesetze wird er seit knapp sieben Monaten in Untersuchungshaft festgehalten.

Wir als Initiative „Free Patrick – Freiheit für Patrick“ appellieren an Sie Frau Bundeskanzlerin und Bundeswirtschaftsminister sich für eine bedingungslose Freilassung von Patrick Kraicker einzusetzen und eine sichere Rückkehr in seine Heimatstadt Gießen zu gewährleisten.
_____________________________________________________________________________
Initiative „Free Patrick – Freiheit für Patrick“
c/o Kurdische Gemeinde Deutschland e.V.
Südanlage 3a, 35390 Gießen; 0641-49411731; info@kurdische-gemeinde.de; www.kurdische-gemeinde.de