PRESSEERKLÄRUNG: 88/0107-2016

 Dersim-berlin-denkmal

Mahnen ● Erinnern ● Schützen 

Die Erinnerungskultur in Deutschland ist im Wandel:

Die Kurdische Gemeinde Deutschland spricht sich für ein alevitisches Denkmal in Berlin aus.

Die multikulturelle Gesellschaft erfordert ein Umdenken in der bisher sehr eng gefassten historischen Erinnerung.

Cahit Basar, Generalsekretär der Kurdischen Gemeinde Deutschland: Es geht schon längst nicht mehr allein um die deutsche Nationalgeschichte, sondern um die Geschichte der Menschen, die in dieser Gesellschaft dauerhaft leben.

Die Initiative zur Errichtung eines alevitischen Denkmals in Berlin-Kreuzberg ist daher folgerichtig ein zukunftsweisender Ansatz, der die historische Trauma Erfahrung der Menschen unter uns ernst nimmt.

Im Schatten der europäischen Vorkriegszeit und dem deutschen Nationalsozialismus, als Europa mit sich selbst beschäftigt war, fand in der Türkei, in der kurdischen Provinz Dersim in den Jahren 1937/ 38 ein von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkter Völkermord an der kurdisch-alevitischen Bevölkerung statt. Über 60.000 Menschen, überwiegend schutzlose Zivilisten, wurden ermordet. Bis heute fand eine nennenswerte Aufarbeitung der Militäraktion, die offiziell der Niederschlagung eines der letzten kurdischen Aufstände galt, nicht statt. Erst in Europa, fernab einer staatlichen Tabuisierung, konnten die Nachfahren das Trauma – wenn auch einseitig – allmählich aufarbeiten.

Basar: Die reflexartige Ablehnung des Denkmals durch türkisch-nationalistische Kreise, schadet der Idee, sich in einer demokratisch-pluralistischen Gesellschaft offen und vorurteilsfrei der türkisch-kurdischen Geschichte zu stellen und ohne staatliche Vorgaben nach- und umdenken zu können.

Für Cahit Basar gibt es keinen Zweifel daran, dass erst wenn die Geschichten der Menschen, die die Vielfalt in dieser Gesellschaft abbilden, anerkannt werden, von einer wirklichen Kultur der Anerkennung gesprochen werden kann. Dazu gehört auch, Raum und Ort für Gedenken und Verarbeitung der leidvollen und traumatisierenden Ereignisse zu schaffen, die sich in das kollektive Gedächtnis der Menschen eingebrannt haben.

Die Kreuzberger Initiative soll das Unrecht anmahnen, an das Geschehene erinnern und zukünftige Generationen vor Nationalismus und Hass schützen.