Pressemitteilung 295/2406-2021

15 Jahre Haft, weil Tochter die Mutter besuchte

An Absurdität und Menschenverachtung kaum zu überbieten ist die Verurteilung der Kölnerin Gönül Örs heute, 24.06. durch das Gericht Caglayan in Istanbul.

Mehmet Tanriverdi, stellvertretender Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, ist von der Verurteilung und der hohen Haftstrafe erschüttert. Tanriverdi: „Gönül wollte ihre Mutter, die in der Türkei verurteilt, festgesetzt und mit einer Ausreisesperre belegt wurde besuchen“. Ihre enge Beziehung zu ihrer Mutter wurde Gönül zum Verhängnis. Unter fadenscheinigen Gründen wurde sie in der Türkei verhaftet. Der Vorwurf: Terrorpropaganda.

Ihre Mutter Hozan Canê ist eine bekannte kurdische Künstlerin, deren regierungs- und gesellschaftskritischen Lieder Ankara missfallen. Auch der Mutter wird Terrorpropaganda vorgeworfen.

Da noch vor wenigen Tagen Bundeskanzlerin Merkel und Kommissionspräsidentin von der Leyen die Bedeutung weiterer Unterstützung für die Türkei unterstrichen, scheinen diese Aussagen von der Menschenrechtssituation losgelöst gewesen zu sein.

Tanriverdi kritisiert die Strategielosigkeit der deutschen Türkei-Politik, die deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger wie Gönül Örs und Hozan Canê im Stich lasse. Tanriverdi: „Dieses willkürliche Gerichtsurteil zeigt offenkundig die Willfährigkeit der türkischen Justiz gegenüber Erdogans Herrschaft“.