1999 beschloss die UNESCO den 21. Februar zum internationalen Tag der Muttersprache auszurufen. Sprachen und Mehrsprachigkeit sind nämlich entscheidend für die Förderung von Inklusion und der Wahrung des kulturellen Erbes. Über 50 Prozent der weltweit etwa 6700 gesprochenen Sprachen sind heute vom Ausstreben bedroht. Auch die kurdische Sprache ist aufgrund der starken Assimilationspolitik in den Besatzungsstaaten gefährdet.
Schon immer spielte Sprache eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung kolonialer Strukturen. Sie ist auf vielfältige Weise mit Selbstbestimmung verwoben, fordert diese ein und gilt seit der Aufklärung als wesentliches homogenisierendes Element bei der Staatsbildung.
Dies ist eines der Gründe, weshalb die kurdische Sprache bis in den 90er Jahren in der Türkei verboten war. Wer in kurdischer Sprache sprach, sang oder Texte veröffentlichte, konnte strafrechtlich belangt werden. Selbst das Vergeben kurdischer Namen oder die Nutzung kurdischer Buchstaben war strengstens untersagt. Erst im Jahr 1991 wurde das Sprachverbotsgesetz aufgehoben, wobei die Diskriminierung der kurdischen Sprache sowohl gesellschaftlich als auch institutionell nach wie vor gängige Praxis war.
Aus Furcht vor staatlichen Repressalien und der Marginalisierung ersetzten immer mehr Kurd:innen ihre kurdische Muttersprache durch die türkische Kolonialsprache. Dem ist zu verschulden, dass ein Großteil der aus der Türkei stammenden Kurd:innen der kurdischen Sprache nicht mächtig sind, welches das Ausmaß der Bildung durch die türkische Mehrheits- oder Kolonialsprache verdeutlichen lässt. Sie ist als eines der stärksten assimilierenden Kräfte gegenüber Kurd:innen und ihrer nachkommenden Generationen zu verstehen.
Für die politische, psychologische sowie gesellschaftliche Selbstbestimmung und für die Bildung von Gegenhegemonien ist Sprache somit als machtvolles Element zu begreifen. Sie ist zentral für die Wahrung der kulturellen und ethnischen Identität von Kurd:innen sowie aller unterdrückten Minderheiten.