
Offener Brief der Kurdischen Gemeinde Deutschland an die Präsidentin der Technischen Universität Berlin, Prof. Dr. Geraldine Rauch
Berlin, 17.10.2025
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Rauch,
mit großer Irritation haben wir Ihre Äußerungen zur Veranstaltung und gleichnamiger Broschüre „Speak Now: Stimmen gegen Islamismus“ zur Kenntnis genommen.
In dieser Publikation kommen Menschen zu Wort, die selbst von islamistischer Gewalt betroffen sind: Jüdinnen, Kurdinnen, Pontosgriechinnen, Assyrerinnen und weitere Minderheiten. Ihre Kritik als „islam-“ oder gar „muslimfeindlich“ zu diffamieren, ohne zuvor das Gespräch mit den Herausgeberinnen zu suchen, ist nicht nur unsachlich, sondern auch respektlos gegenüber den Betroffenen jener antidemokratischen Ideologie.
Der Politische Islam ist keine Randerscheinung, sondern eine reale Bedrohung für unsere Demokratie, für unsere Werte, für Frauen, für Minderheiten und insbesondere auch für viele Muslime, die selbst Opfer islamistischer Ideologien werden. Die Aufklärung über diese Gefahr ist nicht „islamfeindlich“, sondern Ausdruck demokratischer Verantwortung und Solidarität mit denjenigen, die sich mutig gegen religiösen Extremismus stellen.
Es trägt kulturrelativistische Züge, wenn Sie zurecht keinerlei Toleranz gegenüber Rechtsextremismus zeigen, aber bei Kritik am Islamismus reflexartig den Vorwurf der Islamfeindlichkeit bemühen. Diese doppelten Standards sind Ausdruck ideologischer Blindheit.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland bedauert Ihre fehlende Solidarität mit den Betroffenen islamistischer Gewalt. Wer Kritik am Islamismus delegitimiert, übernimmt damit ein zentrales Argumentationsmuster der Muslimbruderschaft.
Ihre Haltung fügt sich leider in eine Reihe von Entgleisungen ein, die Zweifel daran wecken, ob Sie der Verantwortung Ihres Amtes gerecht werden. Bereits im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Sie antisemitische Online-Inhalte mit Zustimmung markiert hatten. Nun stellen Sie sich erneut gegen diejenigen, die auf islamistischen Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Hass auf Minderheiten aufmerksam machen und sich engagieren.
Universitäten sind Orte des freien Denkens und müssen es auch bleiben. Ihre Grenzen erreicht die Freiheit jedoch bei menschenfeindlichen Ideologien. Wer diesen Ideologien und dem Extremismus jedoch den Weg bereitet, kann nicht eine Universität, die in der Tradition des freien Denkens steht, leiten.
Sie, als privilegierte Europäerin, maßen sich an, über die Traumata und Erfahrungen Betroffener Menschen mit Migrationshintergrund zu urteilen und zu entscheiden, ob und in welchem Grad das erfahrene Leid richtig oder falsch ist. Wer den Unterschied zwischen Islam und Islamismus verwischt, trägt nicht zum Schutz von Muslimen bei, sondern stärkt Extremisten.
Mit solchen Positionen verspielen Sie das Vertrauen in Ihre Amtsführung
Wir fordern Sie daher auf, die Konsequenzen zu ziehen und Ihr Amt als Präsidentin der Technischen Universität Berlin niederzulegen. Eine Institution, die für Wissenschaftsfreiheit und demokratische Werte steht, braucht eine Leitung, die klar Haltung zeigt gegen Antisemitismus, gegen Islamismus und für den Schutz derer, die von diesen Ideologien bedroht werden.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland erklärt sich solidarisch mit PEK KOACH und allen, die sich in Deutschland für Aufklärung, Freiheit und Menschenrechte einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ali Ertan Toprak
Bundesvorsitzender
Kurdische Gemeinde Deutschland