Pressemeldung: 302/2112-2021

Kurdische Gemeinde Deutschland ruft für das Jahr 2022 zum Themen- und Aktionsjahr gegen antikurdischen Rassismus aus.

Oft schweigen die Opfer und wollen kein Aufsehen erregen. Auch dann nicht, wenn sie beleidigt, diskriminiert oder gar angegriffen werden. Die Rede ist von Menschen kurdischer Herkunft, die in Deutschland einem wachsenden antikurdischen Rassismus ausgesetzt sind.

Sobald sie sich als Kurd:innen zu erkennen geben, müssen sie damit rechnen, zur Zielscheibe zumindest verbaler Attacken zu werden. Leider setzt sich das auch in der jüngeren Generation, wie es oft an deutschen Schulen mitten in Deutschland zu beobachten ist, fort.

An Gründen mangelt es den Rassist:innen nicht: Entweder ist es der türkische, arabische oder persische Nationalismus, dem eine unzureichende Minderheitenpolitik ihrer Länder zugrunde liegt, oder es ist der politische und extremistische Islam, der den Kurd:innen ihren Widerstand gegen den Terror des Islamischen Staats (IS) übel nimmt.

Dabei ist der antikurdische Rassismus keineswegs ein Randphänomen für die über 1,5 Millionen Kurd:innen in Deutschland und doch wird er lediglich von einer marginalen Gruppe wissenschaftlich und politisch Interessierter thematisiert und hat seinen Weg noch längst nicht in rassismuskritische Diskurse hierzulande gefunden. Für die breite Mehrheit der deutschen Gesellschaft ist der Begriff „antikurdischer Rassismus“ und das Wissen um antikurdische Ressentiments noch gänzlich unbekannt. Damit einher geht ein politisches, gesellschaftliches und wissenschaftliches Desinteresse an dem Phänomen. Stigmatisierung, Kriminalisierung, Diskriminierung und Anfeindungen gehören zum Alltag von Deutsch-Kurd:innen.

Für Cahit Basar, Generalsekretär der Kurdischen Gemeinde Deutschland, hat der antikurdische Rassismus ein Ausmaß erreicht, der für einen demokratischen Rechtsstaat, der sich als Einwanderungsland versteht, inakzeptabel ist. „Wenn es einen Gleichheitsgrundsatz in diesem Land gibt, dann muss das auch für Deutsch-Kurd:innen gelten“. Basar warnt davor, den Rassismus lediglich auf die deutsche Mehrheitsgesellschaft zu projizieren und den Rassismus unter Einwanderergruppen zu ignorieren oder gar zu tabuisieren. Unlängst hat der Verfassungsschutz die türkischen „Grauen Wölfe“ als die größte rechtsextremistische Organisation eingestuft, von der eine ernstzunehmende Bedrohung für unsere Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgeht.

Um auf den antikurdischen Rassismus aufmerksam zu machen und die Zivilgesellschaft dafür zu sensibilisieren, ruft die Kurdische Gemeinde Deutschland erstmalig ein Themen- und Aktionsjahr aus. Im kommenden Jahr 2022 will man sich mit verschiedenen Veranstaltungsformaten bundesweit diesem Thema widmen. Alle rassismuskritischen Organisationen und Initiativen, sowie kurdische Vereine und Verbände sind dazu aufgerufen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.