Pressemitteilung: 264/2802-2020

Das Massaker von Hanau hat Deutschland verändert

Neun junge Menschen wurden in Hanau von einem Rechtsextremisten ermordet. Sie standen am Anfang ihres Lebens. Sie hinterlassen Familien, für die das Leben nie wieder sein wird wie zuvor. Mit ihnen trauern wir, bei ihnen sind all unsere Gedanken.

„Neun Tage liegen hinter uns mit Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen, Momenten des Tränenvergießens und Versuchen, das unfassbare Geschehene zu begreifen“, berichtet Mehmet Tanriverdi, stellv. Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, der in dieser Zeit mehrfach mit anderen Mitgliedern der KGD in Hanau war. Das Massaker von Hanau hat die Stadt und das Land verändert.

Es ist wichtig vor Ort den betroffenen Familien Beistand zu leisten, Solidarität zu zeigen, wie es die Spitzen des Bundes und des Landes vom ersten Tag an getan haben. Auch die geplante zentrale Trauerfeier nächste Woche ist eine Botschaft der Zusammengehörigkeit. Die Opferangehörigen brauchen dringend – auch noch lange über den ersten Schock hinaus – unsere Unterstützung, Unterstützung des Staates: seelisch, psychologisch, aber auch finanziell.

„Jetzt müssen wir alles uns Mögliche tun, dass Rassismus und Menschenhass nie wieder zur Normalität in Deutschland werden“, so Tanriverdi. „Dazu gehören eine konsequente Zerschlagung rechtsextremer Netzwerke, Verschärfung der Waffengesetze, eine lückenlose Aufklärung rassistischer Verbrechen, aber auch früh ansetzende Präventionsarbeit und mehr politische Bildung in Schulen. Nicht zuletzt muss der menschenverachtende Rechtsextremismus innerhalb und außerhalb der Parlamente endlich zur Verantwortung gezogen werden.“
Das sind wir den Opfern nicht nur von Hanau schuldig.

Die Opfer von Hanau sind nicht wegen ihres Glaubens gestorben, sondern weil ihre Familien einen anderen kulturellen Hintergrund hatten. Die Tat von Hanau ist eindeutig rassistisch motiviert. Die Parole der Islamverbände „Islamhass ist die Mutter aller Probleme“ weisen wir entschieden zurück und appellieren an die Bundesregierung diese nicht länger als Partner zu akzeptieren.

Erdogans Türkei und seine Gefolgsleute in Deutschland haben die Opfer für ihre politischen Zwecke instrumentalisiert. „Teile der Politik und manche Medien, die Erdogan ihr Beileid aussprachen oder ausgerechnet die Vertreter der Türkischen Gemeinde um ihre Einschätzung baten, handelten nicht kultursensibel.“ sagt Tanriverdi. Auch wenn einige der Opfer muslimischen Glaubens gewesen sein mögen, sind die konservativen Islamverbände und der türkische Staat, der der Grund für eine Flucht der Familien nach Deutschland war, die falsche Kondolenzadresse.

Diese Zusammenhänge zu kennen und zu respektieren, gehört auch zu den Aufgaben eines modernen Einwanderungslandes.