Pressemeldung: 311/1810-2022

Die Freiheitsbewegung im Iran braucht uns hier und jetzt!

Am Wochenende erreichten die Kurdische Gemeinde Deutschland Berichte über einen schweren Brand im Evin-Gefängnis in Teheran. Hier sitzen viele der jüngst inhaftierten Demonstrant:innen, aber auch etliche weitere zu Unrecht verhaftete Regimekritiker:innen des Landes.

Ali Ertan Toprak, Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde, zeigt sich besorgt über die Situation im Evin-Gefängnis und die Lage im Iran allgemein.

Toprak: “Der Brand im Gefängnis ist symptomatisch für die explosive Lage, in der sich das Land befindet.”

Die jahrzehntelangen Repressionen gegen die kurdische Minderheit und Frauen sowie die radikal-islamistische Auslegung der Religion hat bisher jegliche Freiheitsbestrebung im Keim erstickt. Doch dieses Mal sind die Menschen willens, trotz aller Gefahren das Mullah-Regime zu stürzen.

Seit nun vier Wochen halten die Ereignisse im Iran, die längst nicht mehr nur als Proteste zu begreifen sind, an. Die Bewegung hat mittlerweile einen unmissverständlich revolutionären Charakter eingenommen. In Kurdistan, wo die Proteste mit dem Tod der jungen Kurdin Jina Amini durch die iranische Sittenpolizei begannen und sich anschließend auf das gesamte Land ausweiteten, geht das Regime mit besonderer Härte gegen die Demonstrierenden vor. Seit Beginn der Proteste leistet die Zivilbevölkerung vor allem in Sine (persisch: Sanandaj), aber auch in Seqiz, der Geburtsstadt Jina Aminis, erbitterten Widerstand. Mit einem großen Militäraufgebot versucht die Regierung die Protestbewegungen in den kurdischen Städten einzudämmen.

Erneut sucht das Regime die Ursachen für die Proteste im Ausland und lenkt vom eigenen Versagen ab. Seit drei Wochen bombardiert der Iran immer wieder die in der Autonomen Region Kurdistan (im Irak) ansässigen oppositionellen iranisch-kurdischen Parteien. Die islamistischen Staatsoberhäupter machen neben vermeintlich ausländischen Kräften die Kurd:innen für die Unruhen im Land verantwortlich. Hierbei lässt die totalitäre Regierung nichts unversucht, um eine Legitimationsgrundlage für ein Massaker an der kurdischen Bevölkerung zu schaffen.

Der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde sieht in dieser Lage die internationale Gemeinschaft in der Pflicht.

Toprak: „Wir müssen uns weiter solidarisch mit den mutigen Menschen in Kurdistan und im Iran zeigen und ihr Sprachrohr auf der internationalen Bühne bleiben.“

Topraks Appell richtet sich vor allem an die Bundesregierung. Diese müsse „alle Verhandlungen mit dem Iran aussetzen, die iranischen Revolutionsgarden als Terrororganisation einstufen, alle Vermögen hochrangiger Vertreter:innen des Regimes einfrieren und Visavergaben einstellen”. Darüber hinaus fordert Toprak von der Bundesregierung den säkularen Charakter der Proteste anzuerkennen, da wir nur so dem Mut und den Forderungen der Frauen im Iran gerecht werden können.

Toprak: “Der Brand im Evin- Gefängnis mag gelöscht werden, doch die Sehnsucht nach Freiheit wird man nicht auslöschen können.”