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Dringender Appell zum Schutz der kurdischen Yeziden im Irak

Dr. Frank-Walter Steinmeier
Bundesaußenminister / Auswärtiges Amt

Sehr geehrter Herr Minister Steinmeier,

den Yeziden im Irak droht ein neuer Völkermord. Die Angehörigen der yezidischen Religionsgemeinschaft in Deutschland – und wir mit ihnen – sind in höchster Sorge um das Leben und die Sicherheit von hunderttausenden yezidischen Kurden in der Region Sinjar im äußersten Nordwesten des Irak, die gegenwärtig von den Extremisten der ISIS-Gruppe angegriffen wird.

Die Yeziden sind eine kurdisch-religiöse Minderheit, die in der Vergangenheit bereits zahlreichen Pogromen und Massakern ausgesetzt war. Beinahe die gesamte yezidische Community der Türkei hat aus diesem Grund das Land verlassen und lebt heute gut integriert in Deutschland. Auch im Irak wird diese religiöse Minderheit verfolgt. Sie ist den radikalen Islamisten aufgrund ihrer Religion ein besonderer Dorn im Auge. Bereits 2007 wurden bei einem feigen Anschlag in Sinjar hunderte Yeziden getötet und tausende verletzt.

Eine weitaus größere Gefahr droht den Yeziden nun durch die neue Offensive der islamistischen ISIS-Gruppe, die immer weiter in das Kerngebiet der Yeziden eindringen. Nachdem die Islamisten einige Ortschaften unter ihre Kontrolle bringen konnten, sollen sich nach offiziellen Angaben nun zehntausende Menschen auf der Flucht befinden. Die Region Sinjar ist die Heimat von rund 450.000 Yeziden! Ihre Kulturgüter und religiösen Stätten sind von Zerstörung durch radikale Islamisten bedroht! Nachdem die sunnitischen Islamisten die nordirakische Metropole Mossul bereits Mitte Juni erobert hatten, haben sie die christlichen Assyrer/Chaldäer/Aramäer, die Shabak, Yeziden, Schiiten und muslimischen Kurden aus der Stadt vertrieben. Nun haben die Islamisten ihre Angriffe ausgeweitet. Sie befinden sich auf dem Vormarsch, um die vor allem von Yeziden bewohnte Stadt Sinjar zu erobern: Erste Hinrichtungen zeigen, dass ein Massaker droht!

Die meisten Flüchtlinge versuchen in Irakisch-Kurdistan eine Zuflucht zu finden. Die kurdische Regierung ist allein mit der Situation überfordert, ihre Aufnahmekapazitäten sind längst erschöpft.

Vor diesem Hintergrund bitten wir Sie eindringlich, sich für diese Menschen einzusetzen und auf „stillem“ diplomatischen Wege, aber auf höchster Ebene, an die „Schutzmächte“ der Extremisten wie die Türkei, Saudi-Arabien, Katar sowie andere Staaten einzuwirken, dass diese ihre direkte oder indirekte Unterstützung für die Extremisten einstellen.

Es muss alles dafür getan werden, dass diese Menschen in ihrer Heimat bleiben können und nicht fliehen müssen.  Die drohende humanitäre Katastrophe muss verhindert werden. Dafür bitten wir Sie um Ihre Unterstützung.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

gez.
Mehmet Tanriverdi
Stellvertretender Vorsitzender Kurdische Gemeinde Deutschland e.V.

gez.
Tilman Zülch
Generalsekretär der GfbV

gez.
Telim Tolan
Vorsitzender des Zentralrats der Yeziden in Deutschland