Pressemitteilung: 248/1710-2019
Zu den jüngsten Ausschreitungen bei Demonstrationen gegen die türkische Invasion in Nordsyrien nimmt die Kurdische Gemeinde Deutschland wie folgt Stellung:
Wer für Frieden demonstriert, muss dabei friedlich bleiben!
Die Kurdinnen und Kurden in Deutschland demonstrieren seit mehr als einer Woche gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien (Rojava-Kurdistan). Damit richten sich die Mahnwachen und Demonstrationen gegen Krieg als politisches Mittel, sowie Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in der Region.
Wenngleich die bisher als eher zögerlich empfundene Reaktion der Bundesregierung kritisiert wird, richten sich die Demonstrationen jedoch nicht gegen die Bundesrepublik Deutschland und ihre demokratischen Institutionen.
An den Demonstrationen nehmen Kurdinnen und Kurden in der Regel mit ihren Familien teil. Wer mit Kindern und Großeltern kommt, hat keine Gewalt und Straßenschlacht im Sinn.
Viele kurdische Demonstranten sind aus Sorge um ihre Familien in Nordsyrien, dem Rückzug der USA und der türkischen Invasion sowie der damit verbundenen Zerschlagung der demokratischen Selbstverwaltungsstrukturen in Rojava emotionalisiert.
Auf ihren Antikriegsdemonstrationen und Mahnwachen gegen den Krieg ist ihnen in zahlreichen Orten türkisch-nationalistischer Hass entgegengeschlagen.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland hätte es nicht für möglich gehalten, das unter der türkischstämmigen Bevölkerung die Zahl der Befürworter von Angriffskriegen, Vertreibung und Unterdrückung so groß ist, dass sich regelmäßig nationalistische Mops bilden, die die legalen Demonstrationen und Mahnwachen stören und die Teilnehmer gefährden. Provokationen vom Straßenrand, oder aus Geschäften mit nationalistischen Symbolen, oder Beleidigungen in türkischer Sprache provozieren eine Eskalation, die nicht im Interesse der Deutsch-Kurden ist.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland erlebt beim aktuellen Konflikt das, wovor sie seit Jahren gewarnt hat. Die gleichgeschalteten türkischen Sender verbreiten in den türkischen Wohnzimmern in Deutschland täglich Staats- und Kriegspropaganda.
Sie schüren Feindbilder und verbreiten türkischen Nationalismus. Dazu kommt, dass in den türkischen Moscheen in Deutschland flächendeckend für den Krieg geworben wird.
Wir bitten die Polizei noch viel stärker auf Provokationen am Straßenrand zu achten und sofort zu reagieren, damit es zu keiner Eskalation kommt.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland hat die Initiative ergriffen und sowohl die Bundesregierung, als auch die Türkische Gemeinde Deutschland kontaktiert, um gemeinsame Maßnahmen zu beraten, damit wir sofort präventiv eingreifen. Eine Antwort steht noch aus.