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Nach Gewaltandrohung Drogeriekette sagt Neudeck-Spendenaktion ab

Von Anne Burghard und David Zajonz

Der Troisdorfer Aktivist Rupert Neudeck und eine dm-Filiale in seiner Heimatstadt wollten Spenden für die Kurdische Gemeinschaft sammeln. Nach Drohungen von nationalistischen Deutschtürken wurde die Aktion gestoppt.

Prominente kassieren für einen guten Zweck – mit dieser Idee wollte dm auch am Samstag wieder eine Spendenaktion starten. Rupert Neudeck, Mitbegründer der Hilfsorganisation „Cap Anamur“ und Vorsitzender des Friedenskorps „Grünhelme“, sollte sich in einem Troisdorfer Drogeriemarkt an die Kasse setzen – für ein Spendenziel in der Stadt. Neudeck wählte ein Integrationsprojekt der Kurdischen Gemeinschaft für mehr Deutschunterricht.

Quelle: http://www1.wdr.de/studio/bonn/themadestages/absage_neudeck-dm-100.html

Rupert Neudeck wollte Spenden für die Kurdische Gmeinschaft sammeln

Rupert Neudeck wollte Spenden für die Kurdische Gemeinschaft sammeln

Prominente kassieren für einen guten Zweck – mit dieser Idee wollte dm auch am Samstag wieder eine Spendenaktion starten. Rupert Neudeck, Mitbegründer der Hilfsorganisation „Cap Anamur“ und Vorsitzender des Friedenskorps „Grünhelme“, sollte sich in einem Troisdorfer Drogeriemarkt an die Kasse setzen – für ein Spendenziel in der Stadt. Neudeck wählte ein Integrationsprojekt der Kurdischen Gemeinschaft für mehr Deutschunterricht.

Shitstorm gegen dm

Doch dann brach ein regelrechter Shitstorm los. Offenbar nationalistisch geprägte Deutschtürken riefen zum Boykott der Aktion und aller dm-Märkte auf. Die Begründung: „Ihr unterstützt eine Terrororganisation„, schrieben sie auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken. Unter dem Hashtag#dmunterstütztterror warfen sie der Drogeriekette und Neudeck vor, die kurdische Arbeiterpartei PKK zu fördern. Die PKK ist sowohl in der Türkei als auch in Deutschland verboten.

Bundesverdienstkreuz verliehen

Das ist der größte Unsinn, den ich je erlebt habe„, sagte Rupert Neudeck. Die kurdische Gemeinde sei ganz klar kein Ableger der PKK. Der Vorsitzende und Mitbegründer der Kurdischen Gemeinschaft , Musa Ataman, wurde sogar mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Sein Verein ist Mitglied im paritätischen Wohlfahrtsverband und seit 2013 Träger der von der Landesregierung geförderten „Integrationsagentur“.

Türkische Gemeinde kritisiert Boykott-Aufruf

Die Türkische Gemeinde in Deutschland sprach sich klar für die dm-Spendenaktion und gegen den Boykott-Aufruf aus. Gökay Sofuoğlu, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland, sagte dem WDR: „Die Aktion von Rupert Neudeck sollte man unterstützen, weil das jemand ist, auf den man sich voll verlassen kann.“ Der Boykott-Aufruf nationalistischer Türken sei unüberlegt und „Schwachsinn„. Sofuoğlu kritisiert die Polarisierung in der Auseinandersetzung zwischen Türken und Kurden: „Man muss aufhören, in jedem Kurden einen PKK-Aktivisten und in jedem Türken einen Faschisten zu sehen.

Angst vor Eskalation

Am Sonntag hatte dm noch an der Spendenaktion festgehalten. Jetzt aber habe es Gewaltandrohungen gegeben, sagte der Chef der Drogeriekette, Erisch Harsch. „Wir haben wenig Verständnis dafür, dass soziale Hilfsaktionen Anlass sein sollen zur politischen Interessenvertretung oder gar zu verbaler oder physischer Gewaltausübung„, so Harsch. Er wolle keinen Nährboden für eine Eskalation bieten. Von wem konkret die Gewaltandrohungen kamen, teilte das Unternehmen nicht mit.


NACH DM-BOYKOTTAUFRUF
Kurden-Chef warnt vor „Türken-Pegida“

Quelle: BILD http://www.bild.de/politik/inland/kurden/warnung-vor-tuerken-pegida-43005202.bild.html

 

  • VON INGO WOHLFEIL

Der Wirbel um die PR-Aktion der Drogeriekette dm wird immer größer!

Erst sollte Rupert Neudeck (76, Mitbegründer des Cap Anamur / Deutsche Not-Ärzte e.V. ) in einer Filiale in Troisdorf (bei Köln) an der Kasse sitzen. Seinen gesamten Umsatz wollte dm für kurdische Flüchtlinge spenden. Doch sofort riefen türkische Nationalisten zum Boykott der Kette auf.

Konsequenz: dm sagte jetzt die Spendenakation ab. In einer Erklärung der Drogeriekette heißt es: „Um keinen Nährboden für Eskalation zu bieten, haben wir uns nun entschieden, die Spendenaktion abzusagen. Wir hoffen, damit einen Beitrag zur Deeskalation zu leisten.“

Ali Toprak ist entsetzt, dass die Drogerie-Kette dm eine Spendenaktion zugunsten kurdischer Flüchtlinge abgesagt hat.

Ali Toprak ist entsetzt, dass die Drogerie-Kette dm eine Spendenaktion zugunsten kurdischer Flüchtlinge abgesagt hat.

Dafür gibt es jetzt Rüffel von der anderen Seite. Ali Toprak (46) Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde in Deutschland ist entsetzt über das Verhalten der dm-Bosse.

Gegenüber BILD sagte Toprak: „Im Vergleich zu den Türkischen Nationalisten wirkt Pegida wie eine liberale Bürgerrechtsbewegung. Dieser Rassismus ist ekelerregend. Es darf in Deutschland keinen Rabatt für türkische Faschisten geben. Aber auch das Verhalten von dm ist enttäuschend. Die haben sich erpressbar gemacht.“

Spendenaktion abgesagt. Eigentlich sollten die Einnahmen einer Filiale an kurdische Flüchtlinge gespendet werden. Türkische Nationalisten protestierten dagegen Foto: Imago

Spendenaktion abgesagt. Eigentlich sollten die Einnahmen einer Filiale an kurdische Flüchtlinge gespendet werden. Türkische Nationalisten protestierten dagegen
Foto: Imago

Toprak deutet gegenüber BILD an, dass in einigen deutschen Städten wie z.B. Hannover „Türkische Nationalisten Listen von Läden mit kurdischen Besitzern erstellt haben, die boykottiert werden sollen. Das ist ein weiteres Beispiel für krankhafte Züge der türkischen Nationalisten.“

Ali Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland warnt vor rechtsradikalen Türken in Deutschland. Dieses Bild zeigt ihn neben Kanzlerin Angela Merkel beim 5. Integrationsgipfel im Kanzleramt in Berlin 2012 Foto: dpa Picture-Alliance

Ali Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland warnt vor rechtsradikalen Türken in Deutschland. Dieses Bild zeigt ihn neben Kanzlerin Angela Merkel beim 5. Integrationsgipfel im Kanzleramt in Berlin 2012
Foto: dpa Picture-Alliance

Auch der FDP-Politiker Tobias Huch (34), kann das Verhalten von dm nicht nachvollziehen. „Vor Faschisten einzuknicken ist ein verheerendes Signal. Ich glaube nicht, dass diese erbärmliche Reaktion im Sinne des Unternehmensgründer Götz Werner ist, der viel für Kurdistan getan hat.“

FDP-Politiker Tobias Huch auf einer pro-kurdischen Veranstaltung in Ludwigsburg. Huch bezeichnet die Reaktion der Drogeriekette als erbärmlich Foto: SDMG

FDP-Politiker Tobias Huch auf einer pro-kurdischen Veranstaltung in Ludwigsburg. Huch bezeichnet die Reaktion der Drogeriekette als erbärmlich
Foto: SDMG

Nach dem Anschlag in Ankara verhärten sich die Fronten zwischen Türken und Kurden. Es wird befürchtet, dass es mit zunehmender Gewalt in der Türkei auch zu Ausschreitungen in Deutschland kommen könnte.


Pressegespräch der KGD vor dem Bundeskanzleramt zur Reise der Bundeskanzlerin in die Türkei

Cahit Basar, Kurdische Gemeinde Deutschland

Cahit Basar, Kurdische Gemeinde Deutschland

Zahlreiche Journalisten folgten der Einladung der Kurdischen Gemeinde Deutschland zu einem Pressegespräch vor dem Bundeskanzleramt in Berlin. Themen waren die aktuelle Situation in der Türkei und die bevorstehende Reise der Bundeskanzlerin in die Türkei.

Mitschrift Pressekonferenz


Quelle: https://www.phoenix.de/content/1002676

phoenix Runde – Di. 13.10.15, 22.15 – 23.00 Uhr

phoenix

„Nach dem Anschlag – Kann Erdogan noch Partner sein?“

Ohne die Türkei als Partner ist die Flüchtlingsfrage kaum zu bewältigen. Der Anschlag in Ankara am Wochenende hat das Verhältnis jedoch weiter kompliziert. Der türkische Staatspräsident Erdogan steht in der Kritik, weil ihm vorgeworfen wird, er habe die politische Atmosphäre in seinem Land vergiftet. Kanzlerin Merkel will am kommenden Wochenende dennoch in die Türkei reisen, um mit Erdogan Gespräche zu führen.

Kann Erdogan nach dem Anschlag noch Partner sein? Welche Lösungen kann es mit dem türkischen Staatspräsidenten geben? Wohin steuert die Türkei?

Anke Plattner diskutiert u.a. mit:

Ali Ertan Toprak

Ali Ertan Toprak

– Aru Remzi (türkischer Unternehmer)
– Michelle Müntefering (SPD, Vorsitzende Deutsch-Türkische Parlamentariergruppe)
– Prof. Andreas Dittmann (Nahost-Experte, Universität Gießen)
– Ali Ertan Toprak (Vorsitzender Kurdische Gemeinde Deutschland)
– Baha Güngör (Freier Journalist)

Moderation: Anke Plättner