Pressemitteilung: 256/1401-2020
Ankaras Griff nach Kindern und Jugendlichen in Deutschland
Offenbar möchte die türkische Regierung nichts unversucht lassen, um die in Deutschland lebenden Türkeistämmigen noch wesentlich stärker als bisher an sich zu binden und zu indoktrinieren. Nach der Gleichschaltung der auch in Deutschland zu empfangenden türkischen Medien und der Entwicklung von DITIB-Moscheen zu Auslandszentren der Regierungspartei, greift Staatspräsident Erdogan nun auch nach Kindern und Jugendlichen in Deutschland.
Gleich mehrere türkische Schulen, die in Berlin, Frankfurt und Köln geplant sind, sollen nach Wunsch Erdogans entstehen. Diesen konkreten Planungen und dem nunmehr unterschriftsreifen Abkommen zwischen der Bundesrepublik und der Türkei war die vorübergehende Schließung der deutschen Schule in Izmir 2018 vorangegangen. Wie nun bekannt wurde, war die Voraussetzung für die Wiedereröffnung der deutschen Schule in Izmir die erzwungene Zusage der Bundesregierung, in Deutschland im Gegenzug drei türkische Auslandsschulen zuzulassen.
Cahit Basar, Generalsekretär der Kurdischen Gemeinde Deutschland, ist darüber enttäuscht, mit welch einer Geheimhaltung das unter Druck gesetzte Auswärtige Amt das Abkommen, das letztendlich auf einer Erpressung basiert, mit der Türkei erarbeitete.
Er ist sich sicher, dass die Geheimhaltung dazu diente, die kritische Öffentlichkeit in Deutschland möglichst außen vor zu lassen.
Basar: “Die türkischen Auslandsschulen werden sich vornehmlich an türkische Kinder richten. Solch ein Unterfangen widerspricht dem Geiste der Begegnung und des Dialogs der Kulturen im Schulalltag.”
Für Basar ist die schulische Segregation nicht hinnehmbar. Auch wenn die Schulaufsicht in der Hand der jeweiligen Kultusministerien liegt, befürchtet Basar, dass die privaten Trägervereine genug Möglichkeiten für eine gefährliche Einflussnahme auf die Schülerinnen und Schüler haben werden. Eine politische Neutralität und offene Diskussionskultur erwartet Basar an den türkischen Auslandsschulen, die weitgehend von Steuermitteln finanziert werden hingegen nicht. Nicht zuletzt aus diesem Grund hätte sich Basar eine kritischere Haltung der Kultusministerien gewünscht.
Basar: “Das zu erwartende nationalislamistische Profil bildet die jungen Menschen nicht für diese Gesellschaft aus, sondern für Gegengesellschaften.”
An die betroffenen Kultusministerien appelliert er, die Kinder nicht in die Hände eines Regimes zu legen, das Völkerrecht und Menschenrechte missachtet, Kritiker verfolgt, Minderheiten unterdrückt und offen antisemitisch ist.