Pressemeldung: 323/2109-2023

Deutsch-Kurden drohen die Auslieferung an das Erdoğan-Regime

Devrim Akçadağ, ein deutscher Staatsbürger aus Berlin, wurde am 01. August 2023 in Sardinien/Italien inhaftiert. Anlässlich eines Sommerurlaubes befand sich der Deutsch-Kurde außerhalb des deutschen Staatsgebietes. Diesen Umstand nutzte die autokratische Regierung in Ankara umgehend aus, um den internationalen Haftbefehl an die italienische Staatspolizei zu übermitteln und Akçadağ festnehmen zu lassen. Der übliche und wirklichkeitsfremde Scheingrund der Anhängerschaft einer terroristischen Organisation wird dem Wissenschaftler und Übersetzer von den türkischen Behörden angelastet – eine Repressionsmaßnahme, welche zahlreiche (kurdisch-stämmige) Oppositionelle der türkischen Republik ereilt.

Dr. Feryad Fazil Omar, Träger des Bundesverdienstkreuzes sowie Präsident des Instituts für Kurdische Studien e.V., ist einer der Vertrauten aus dem Personenkreis um Devrim Akçadağ. Er ist genau wie wir um den mittlerweile sich in Hausarrest befindende Deutsch-Kurde besorgt, welcher als freiberuflicher Assistent am Institut für Kurdische Studien bei Dr. Omar in Berlin jahrelang tätig war. Vor diesem Hintergrund ist die Anschuldigung der Anhängerschaft einer terroristischen Organisation, eine abstruse Konstruktion.

Sollte das Gericht in Italien eine Auslieferung an die Türkei genehmigen, droht Devrim Akçadağ eine Haftstrafe in der Türkei von bis zu 15 Jahren, aufgrund von haltlosen Anschuldigungen, die als gängiges Mittel zur politischen Verfolgung von unliebsamen Stimmen instrumentalisiert werden.

Dem Deutsch-Kurden, Mehmet Dizin, wurde sein Italien-Urlaub kürzlich ebenso zum Verhängnis. Der 64-jährigewurde in seinem Hotelzimmer von der Polizei festgenommen und verbrachte 40 Tage in Polizeigewahrsam. Die türkischen Behörden werfen Dizin vor, 1988 eine Polizeistation in der Provinz Tunceli mit Bomben angegriffen und den Tod von drei Menschen verursacht zu haben.

Zu diesem Zeitpunkt befand sich der in Neuwied wohnhafte Mann allerdings nachweislich in Deutschland. Diverse Dokumente und Versicherungsunterlagen dokumentieren seinen Aufenthalt in Deutschland. Nun droht dem Deutsch-Kurden die Auslieferung an die Türkei. Derzeit befindet er sich in der Nähe von Bologna unter Hausarrest und wartet auf seinen nächsten Gerichtstermin.

Wir appellieren an das Auswärtige Amt und die Deutsche Botschaft Rom, dass alles unternommen wird, um die Freilassung und sichere Rückkehr nach Deutschland von Devrim Akçadağ und Mehmet Dizin zu erwirken und die drohende Auslieferung an das Erdoğan-Regime mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu unterbinden.

Turan Tekin, Vorstandsmitglied der Kurdischen Gemeinde Deutschland, stellt hierzu fest: „Es ist zu beobachten, dass sich solche Vorfälle zunehmend in Italien häufen. Das Auswärtige Amt hat die Aufgabe, diese Fälle genauer zu prüfen, um der Willkür der türkischen Behörden entgegenzutreten.“ Darüber hinaus resümiert er, dass „die türkische Republik die Institution Interpol für ihre Zwecke missbraucht. Interpol steht in der Pflicht, diese Fälle in der Zukunft sorgsam zu überprüfen, um den Schutz von unschuldigen Menschen sicherzustellen.“