Pressemeldung 356/1107-2025

Die Kurdische Gemeinde Deutschland verurteilt die jüngsten Äußerungen des US-Sondergesandten Thomas Barrack
Seine Forderung, die demokratisch organisierte kurdische Selbstverwaltung in Nordostsyrien (Rojava) aufzugeben und sich den islamistischen Milizen zu unterwerfen, ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die im gemeinsamen Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) ihr Leben riskiert und geopfert haben.
Die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) haben über 20.000 Kämpferinnen und Kämpfer verloren, um die Region und die Welt vor dem Terror des IS und Fanatismus zu schützen. Ohne diesen selbstlosen Einsatz hätte der IS nicht empfindlich geschlagen werden können.
„Wer so viel gegeben hat wie das kurdische Volk, verdient Respekt, Schutz und Anerkennung – keine Drohungen und falschen Schuldzuweisungen“, erklärt Mehmet Tanriverdi, stellvertretender Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland.
Die von Barrack erhobenen Vorwürfe gegen die kurdische Selbstverwaltung, den Friedensprozess in Syrien zu verzögern, sind unbegründet. Die SDF stehen für Stabilität, Demokratie und die Rechte aller ethnischen und religiösen Gruppen in Nordostsyrien – ein Gegenmodell zum religiösen Extremismus und ethnischem Hass.
„Die USA tragen eine Verantwortung für die Sicherheit der Kurdinnen und Kurden in Rojava. Wer im Bündnis gegen den IS gemeinsam gekämpft hat, muss auf die Bündnistreue vertrauen können. Freiheit, Selbstbestimmung und Sicherheit sind keine Verhandlungsmasse“, betont Mehmet Tanriverdi weiter.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland fordert daher:
- Keine Preisgabe der kurdischen Selbstverwaltung! Die USA müssen zu ihrer Verantwortung stehen und die kurdischen Errungenschaften in Nordostsyrien schützen.
- Kurdische Einheit stärken! Wir appellieren an die kurdischen Parteien und Bewegungen und die Autonome Region Kurdistan im Irak, ihrer historischen Verantwortung bewusst zu werden und eine nationale und militärische Einheit zu bilden, um die existenziellen Gefahren für das kurdische Volk abzuwehren und ihre Existenz zu sichern.
- Politische Absicherung durch die internationale Gemeinschaft!
Ein demokratisches, föderales Syrien kann nur mit der Anerkennung der Kurdinnen und Kurden gelingen.
Die Menschen in Rojava haben ihre Würde und ihre Freiheit mit einem hohen Blutzoll bezahlt und dabei auch die Werte und Freiheit der westlichen Welt verteidigt.
- Mut zur Wahrheit und Aufarbeitung schafft Frieden!
Die bisherige Unterdrückung und Verfolgung des kurdischen Volkes, muss in einem neuen Syrien systematisch aufgearbeitet werden. Tabus werden die Wunden nicht heilen lassen.
- Diversität, anerkennen und Leben!
Alle ethnischen und religiösen Minderheiten in Syrien müssen Garantien für ihre religiöse und kulturelle Entfaltung in einer demokratischen Gesellschaft erhalten.
Der internationalen Gemeinschaft bietet sich die historische Chance, eine Ära der defekten Demokratien, Autokratien, Diktaturen, blutiger Konflikte und Unruhen zu beenden, indem der Nahe Osten in Anerkennung der Existenzberechtigung ihrer ethnischen und religiösen Vielfalt entsprechend Unterstützung erhält. Es wäre ein Fehler, zu glauben, dass religiöse Fanatiker oder Nationalisten eine Stabilität herbeiführen könnten.