Deutsche Islam Konferenz

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2006 rief der damalige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die Deutsche Islamkonferenz ins Leben in der wohlgemeinten Absicht, den staatlichen Dialog mit den verschiedenen Islamverbänden zu institutionalisieren und gemeinsam eine tragfähige und belastbare Zusammenarbeit zu initiieren.

In dieser Zeit haben jährlich die Islamkonferenzen und zahlreiche Sitzungen diverser Arbeitskreise stattgefunden, die eine gemeinsame Position zu wichtigen Herausforderungen unserer Zeit wie z.B. der inneren Sicherheit, Terrorismus und Radikalismus erarbeiten sollten.

Ali Ertan Toprak, Bundesvorsitzender der Kurdische Gemeinde Deutschland und von 2006-2012 selbst Mitglied der DIK kritisiert, dass die muslimische Vielfalt der Anfangsjahre, die sich in der heterogenen Zusammensetzung der Islamkonferenz widerspiegelte, längst der Geschichte angehört. Vertreter eines liberalen Islams und kritische Stimmen, die die Entwicklungen von heute bereits vor zehn Jahren vorhersahen, wurden unter dem Druck der konservativen Islamverbände aus der Deutschen Islamkonferenz ausgeschlossen. Kritiker eines sich radikalisierenden Islams wie z.B. Frau Necla Kelek und Frau Seyran Ates waren auf der Islamkonferenz nicht mehr erwünscht. Neue, liberale Muslimische Organisationen wurden zur Islamkonferenz erst gar nicht eingeladen.

Unverhohlen drohten DITIB und der Zentralrat der Muslime in der Vergangenheit mehrfach der Bundesregierung mit dem Rückzug aus der Islamkonferenz, um diversen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Mit diesen Machtspielen wurde der Spielraum ausgetestet, wie weit man mit den Forderungen gehen könne. Gelegentlich seien selbst die Verbandsfunktionäre überrascht gewesen, wie schnell und zufriedenstellend mit Drohgebärden Ergebnisse erzielt wurden, so Toprak. Nun wird am 27.September 2016 in Berlin das 10-jährige Jubiläum der DIK gefeiert.

Und dem Ganzen wird dann die Krone aufgesetzt, wenn ein maßgeblicher Vertreter der von Ankara durch den türkischen Botschaftsrat in Deutschland gesteuerten DITIB, Bekir Alboğa, als Hauptredner auf der Jubiläumsveranstaltung der DIK diese Bilanz ziehen soll.

Doch die Türkei ist nicht Deutschland und sie darf auch nicht über ihr ergebene Verbände nach Deutschland hineinregieren, schon gar nicht angesichts der aktuellen Entwicklung in jenem Land.

Die Islamkonferenz kann daher bereits in wesentlichen Teilen als gescheitert angesehen werden.

Die Islamkonferenz hat bisher keinen nennenswerten Beitrag zur besseren Integration der muslimischen Bevölkerung in der Bundesrepublik geleistet. Vielmehr wurde von den Islamverbänden jede Gelegenheit genutzt, mit Schuldzuweisungen in Richtung Bundesregierung und der permanenten Klage vor einer islamophoben Stimmung in Deutschland, von der eigenen Bringschuld für die Gesellschaft abzulenken.

Toprak wirft den Islamverbänden vor, ohne sich selbst reformiert und auch nur einen Schritt in Richtung des europäischen Wertesystems gemacht zu haben, auf „Zeit zu spielen“ und dabei mit öffentlichen Zuwendungen in zweistelliger Millionenhöhe ihre muslimisch- reaktionäre und türkisch-nationalistische Verbandsarbeit zu finanzieren.

Die Islamkonferenz ist zu einem Ort der ritualisierten Begegnung und Erklärung geworden, die weder für den gesellschaftlichen Zusammenhalt noch für die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Landes einen Mehrwert hat. Hier entstanden keine innovativen Ideen für unsere Gesellschaft. Den Nutzen der Islamkonferenz unter der gegenwärtigen Zusammensetzung kann Toprak nicht sehen. Er fordert daher die Öffnung der Islamkonferenz für liberale Muslime, weitere Organisationen und kritische Stimmen aus der Gemeinschaft der Muslime. „Nur so kann man die Vielfalt muslimischen Lebens in Deutschland abbilden. Es ist völlig unverständlich, warum die Deutungshoheit über den Islam in Deutschland ausgerechnet den reaktionären, vom Ausland fremdbestimmten Islam-Verbänden gewährt wird.“

„Die Islamkonferenz hat auch nach zehn Jahren nicht zu einer Annäherung des deutschen Staates an seine muslimische Bevölkerung beigetragen. Vielmehr lässt sich beobachten, dass trotz der Islamkonferenz die Entfremdung gerade in Fragen eines gemeinsamen Wertesystems und der Loyalität zum deutschen Staat deutlich größer geworden ist.“