Gedenken an die Opfer des Pogroms von Kahramanmaraş
Der 19. Dezember markiert den Beginn des Pogroms von Kahramanmaraş (Mereş) 1978, der Hauptstadt der gleichnamigen türkischen Provinz, und damit den 45. Jahrestags des Massakers.
Ausgelöst durch einen Sprengsatz in einem Kino, bei dessen Detonation glücklicherweise niemand verletzt wurde, kam es in den folgenden Tagen zu Übergriffen auf linke Aktivisten der Stadt, die beschuldigt wurden den Sprengsatz während der Vorführung eines nationalistischen Filmes gezündet zu haben.
Die ersten Opfer waren die beiden Lehrer Hacı Çolak und Mustafa Yüzbaşıoğlu, die von Anhängern der faschistischen MHP (Graue Wölfe) erschossen wurden. Während ihrer Beisetzung kam es erneut zu Übergriffen durch Nationalisten und zu Verletzten.
Türkische Nationalisten und Anhänger der MHP hatten, neben linken Oppositionellen, inzwischen die alevitische Gemeinschaft als Urheber des Sprengsatzes – die tatsächlichen Verantwortlichen wurden nie ermittelt – und Verantwortliche ausgemacht.
Nachdem in der Stadt das Gerücht verbreitet wurde, Alevit:innnen hätten eine Moschee der Stadt angegriffen, eskalierte die Situation am 22. Dezember 1978 vollständig. Bereits in der Nacht des 22. wurden Häuser und Wohnungen von Alevit:innen in der Stadt mit roten Kreuzen markiert und Alevit:innen gezielt angegriffen. In den darauffolgenden Tagen marodierte der Mob aus Nationalisten und Grauen Wölfen durch die Straßen mehrheitlich alevitischer Stadtviertel, zerrte die Bewohner der zuvor markierten Häuser und Wohnungen heraus um sie zu lynchen. In unzähligen Fällen kam es zu Vergewaltigungen und Mord. Während des gesamten Pogroms kam bis zu 185 Menschen durch den anti-alevitischen Mob ums Leben.
Zwei Jahre später, im Sommer 1980, und im Sommer 1993 kam es im Südosten der Türkei erneut zu Pogromen gegen die alevitische Gemeinschaft. Bis heute blieben die Taten ungesühnt.
Wir gedenken am heutigen 19. Dezember der Opfer des Massakers von 1978.