16. September 2025 – Wir gedenken Jina Amini

Jina Amini war 22 Jahre alt, als sie am 16. September 2022 in Teheran im Gewahrsam der Sittenpolizei starb. Sie wurde am 13. September festgenommen, weil sie ihr Kopftuch angeblich „nicht richtig“ trug.
Bei ihrer Beerdigung in Saqqez, Ostkurdistan, riefen Menschen: „Jin, Jiyan, Azadî“ – Frau, Leben, Freiheit.
Wenige Tage später war der Slogan auf den ersten Demonstrationen im ostkurdischen Sanandaj zu hören und wurde zum Symbol der landesweiten Protestbewegung, die das autoritäre System der Islamischen Republik herausforderte. Die sogenannte Jina-Revolution fand weltweit Nachhall.

Das Regime reagierte jedoch mit brutaler Gewalt: Seit Jinas Tod wurden über 20.000 Menschen landesweit festgenommen.
Die kurdischen Gebiete sind besonders betroffen. Seit Anfang 2025 hat sich die Lage zunehmend verschärft. Unter dem Vorwurf „Spionage für Israel“, „Propaganda gegen den Staat“ und „Störung der öffentlichen Ordnung“ wurden in den kurdischen Provinzen in den letzten Monaten über 300 Personen festgenommen, darunter viele Frauen und Mädchen. Dieses Jahr wurden über 116 Kurd:innen hingerichtet, 24 allein im August. Schulen und Krankenhäuser wurden in militärische Stützpunkte umgewandelt.

Die iranischen Behörden betrachten den Widerstand der Frauen als existenzielle Bedrohung. Mit dem sogenannten „Noor-Plan“ wurden die Kontrollen auf offener Straße verschärft. Überwachungs-Apps wie „Nazer“ ermöglichen es Bürger:innen, Verstöße gegen die Hidschabpflicht zu melden. Frauen, die den Kopftuchzwang missachten, riskieren Geldstrafen, Folter, Gefängnis oder gar die Todesstrafe. Kurdinnen, Balutschinnen, Christinnen, Bahá’í sind besonders betroffen. Sie werden nicht nur wegen des Kopftuchs verfolgt, sondern auch wegen ihrer Identität.

Trotz der brutalen Repression ist der Geist von „Frau, Leben, Freiheit“ nicht gebrochen. In den Straßen von Sanandaj, Mahabad und Saqqez tauchen immer wieder Graffiti auf oder finden geheime Versammlungen statt.
Frauen verweigern den Hijab, organisieren Untergrundnetzwerke und dokumentieren Menschenrechtsverletzungen, trotz der Gefahr von Folter und Hinrichtung.

Drei Jahre nach Jina Aminis Tod ist Ostkurdistan ein Brennpunkt der Unterdrückung – und zugleich ein Zentrum des Widerstands. Die Kurdinnen tragen die Hauptlast des Kampfes gegen ein System, das ihre Existenz als Bedrohung betrachtet.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland fordert politische Entscheidungsträger, zivilgesellschaftliche und Menschenrechtsorganisationen sowie die Öffentlichkeit dazu auf, den Widerstand in Ostkurdistan sichtbar zu machen, die Frauen vor Ort zu unterstützen und Druck auf das iranische Regime auszuüben.