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Mainz, Deutschland – Es war am 16.März 1988 als die Menschen in Halabdscha den „süßlichen Duft von Äpfeln“ in der Luft wahrnahmen. Nichtsahnend atmeten viele an diesem Frühlingstag den frischen Duft ein, der sie einen nach dem anderen töten sollte.

„Es war als ob sich der Tod an die Menschen heranschleichen würde, um sie dann in Form von gelbem, fast unsichtbarem, Giftgas zu umarmen und mitzunehmen,“ erinnert sich Karwan Mandali, der damals 16 Jahre alt war und den Angriff auf die Stadt von einem Hügel aus beobachten konnte.

Kurdische Peschmerga hatten einen Tag zuvor die Stadt an der Grenze zum Iran von den Soldaten des irakischen Diktators Saddam Hussein befreien können. Ihr Jahrzehnte andauernder Kampf für Selbstbestimmung schien sich bezahlt zu machen, doch in Bagdad wollte man sich den kurdischen Rebellen nicht geschlagen geben.

Ein kurdischer Vater hält sein Neugeborenes in den Armen. Beide sind beim Giftgasangriff getötet worden.

Ein kurdischer Vater hält sein Neugeborenes in den Armen. Beide sind beim Giftgasangriff getötet worden.

Am frühen Morgen des 16.März befahl Ali Hassan al-Madschid, ein Cousin Saddam Husseins, den Angriff auf Halabdscha. Gegen elf Uhr dann die ersten Bombenabwürfe. Von Augenzeugen heißt es, dass Vögel die ersten Opfer waren, Menschen folgten nur Minuten später – Männer, Frauen, Kinder.

Der Fotojournalist Kaveh Golestan, der direkt nach dem Angriff in der Stadt ankam und die schrecklichen Ereignisse auf Fotos festhielt, sagt: „Das Leben war wie eingefroren. Das Leben stoppte, wie bei einem Film, der sich mitten im Geschehen aufhängt. Für mich war es eine neue Art des Todes.“

Heute, 28 Jahre später, wird den Todesopfern dieses grausamen Aktes wieder einmal gedacht, doch geändert hat sich nichts – In Shingal (Sindschar) wiederholte sich erst vor kurzem ein erneuter Völkermord an den Kurden. Die Überlebenden von Halabdscha leiden weiterhin an den Folgen von 1988. Nervenerkrankungen, Tumore an verschiedensten Stellen des Körpers, Missbildungen bei Neugeborenen, die Liste ist lang.

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Das Halabdscha Gedenkmonument in der Autonomen Region Kurdistan.

„Das kurdische Volk hat so viele Völkermorde über sich ergehen lassen müssen, wir müssen endlich ein Zeichen setzen und sie in ihrem Kampf um Unabhängigkeit unterstützen. So wie wir die Verbrechen an den Juden nicht ungesühnt lassen konnten, so können wir auch nicht zulassen, dass die selben Verbrechen an den Kurden begangen werden,“ mahnt Marc Bernard, französischer Student für Orientalistik und Politik. Er bereist in diesem Jahr zum wiederholten Male die kurdischen Gebiete im Nahen Osten.

„Der Giftgasangriff von Halabdscha bleibt der weltweit größte, jemals durchgeführte, Chemiewaffenangriff gegen eine Zivilbevölkerung,“ so berichtet Human Rights Watch. Am 16.März 2016, dem „Halabja Memorial Day“ wird all den Opfern dieses traurigen Tages gedacht. Heute sind die Verbrecher Saddam Hussein und Ali Hassan al-Madschid tot, doch ihre Baath-Partei lebt in Syrien, unter Bashar al-Assad weiter.

Unter dem folgenden Link findet man Plakate und wichtige Zitate zum Halabdscha Gedenktag und auch zum Giftgasangriff selbst: KRG Austria Halabja Download

Quelle: http://www.corduene.eu/2016/03/14/gedenktag-halabdscha-kurden-leiden-noch-immer/


 

weitere Links zum Thema

In Gedenken an die ermordeten 5000 Menschen in Halabja

https://kurdische-gemeinde.de/in-gedenken-an-die-ermordeten-5000-menschen-in-halabja/