Pressemeldung: 320/0206-2023
Genozid-Mahnmal in Köln erinnert auch an die deutsche Mitverantwortung
Die Kurdische Gemeinde Deutschland sieht in der deutschen Mittäterschaft eine moralische Verpflichtung zur Erinnerung.
Die Erinnerungskultur in Deutschland dreht sich maßgeblich um die Ereignisse während der nationalsozialistischen Diktatur. Allenfalls ist noch die SED- Diktatur Gegenstand der historischen Aufarbeitung. Nur zögerlich gedenkt man des Genozids an den Herero und Nama 1904 bis 1908.
Vergessen hingegen scheinen die Ereignisse im Jahre 1915 im Osmanischen Reich. Im Schatten des Ersten Weltkrieges entledigte sich der Bündnispartner des Deutschen Reichs in einem bis dahin einmaligen nationalistischen Blutrausch seiner armenischen Bürgerinnen und Bürger. Über 1,5 Millionen Menschen fielen dem Genozid zum Opfer, eine Zahl, die selbst in unserer heutigen Zeit der Massenvernichtungswaffen ungeheuerlich erscheint.
Cahit Basar, Generalsekretär der Kurdischen Gemeinde Deutschland und zugleich Vorsitzender des Landesverbandes NRW sieht in der gezielten Vernichtung der Zivilbevölkerung mitunter deutscher militärischer Beratung und handfester Mittäterschaft eine dauerhafte Verpflichtung, die Ereignisse aufzuarbeiten und an das Geschehene zu erinnern.
Das von zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen getragene Mahnmal an den Hohenzollernbrücke in Köln erinnert an die schmerzvolle Geschichte des armenischen Volkes und daran, dass auch nach fast 110 Jahren die Wunden nicht verschließen können, wenn die Ereignisse nicht aufgearbeitet werden.
Basar begrüßt die klare Haltung der politischen Gremien und sieht darin den Auftrag an die Verwaltung, das Mahnmal an seinem Platz, in Sichtweite des Reiterstandbildes Kaiser Wilhelm II, zu belassen!
Den Versuchen der nationalistischen türkischen Vereine, die Politik unter Druck zu setzen, dass Mahnmal abzubauen, erteilt Basar eine klare Absage und fordert Oberbürgermeisterin Reker auf, den guten Ruf der Stadt Köln als eine tolerante und solidarische Stadt nicht aufs Spiel zu setzen und gegenüber Genozid-Leugnern einzuknicken. Basar erinnert zugleich daran, dass, fast auf den Tag genau, am 2. Juni 2016 auf Beschluss des Deutschen Bundestags der Genozid an den Armeniern als Völkermord anerkannt wurde.
Basar: „Köln kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, an Unrecht zu erinnern, Geschichte aufzuarbeiten und Rassismus zu demaskieren“.