In Gedenken an die Opfer des Erbebens am 6. Februar 2023
Am Morgen des 6. Februar bebte im vorwiegend kurdisch geprägten Südosten der Türkei und im Norden Syriens die Erde. Das Zentrum des Bebens lag in einer Tiefe von 17,9km unweit der Ortschaft Sakçagözü. Weitere starke Nachbeben folgten noch am gleichen Tag.
Binnen weniger Stunden starben Tausende Menschen in den betroffenen, überwiegend von Kurd:innen und Alevi:tinnen bewohnten Gebieten der Türkei und Syriens. Bis zum Ende der Suchaktionen etwa zwei Wochen später, als keine Überlebenden mehr erwartet wurden, starben in der Türkei über 50.000 Menschen, weitere 9.000 in Syrien. Innerhalb kürzester Zeit erfuhren die Menschen im Erdbebengebiet weltweite Solidarität, internationale Rettungsteams nahmen ihre Arbeit auf und Menschen in der ganzen Welt spendeten Gelder und Sachgüter. Die Zugehörigkeit vieler Menschen im Erdbebengebiet zu religiösen Minderheiten oder kurdischer Ethnie scheint zum selektiven Vorgehen der Behörden beigetragen zu haben.
Afrin, im Nordwesten Syriens, gehört zu den überwiegend durch Kurd:innen bewohnten Gebieten des Landes, war am stärksten vom Erdbeben betroffen und ist seit 2018 unter türkischer Kontrolle. Hier wurde die Hilfe nicht nur unterlassen, sondern systematisch verhindert. Schweres Gerät etwa, das zur Bergung von Verschütteten benötigt wurde, ließen die türkischen Besatzer aus kurdischen Ortschaften mit ihren verbündeten islamistischen Milizen nach Idlib bringen. Die Türkei weigerte sich zudem über Tage die Öffnung ihrer unmittelbaren Grenzübergänge in die Region für internationale Hilfe zu öffnen. Obwohl die Region in direkter Nähe zum Epizentrum lag und deshalb schwer vom Erdbeben und dessen Folgen betroffen war. Rettungs- und Hilfsmaßnahmen, die die autonome Region Kurdistan-Irak unmittelbar nach dem Erdbeben in die Region entsandte, wurden für mehrere Tage an der türkischen Grenze festgesetzt.
Die Kurdische Gemeinde Deutschland konnte sich während ihrer selbstorganisierten Hilfe vor Ort selbst ein Bild über die unzureichende und selektive Hilfe der Behörden machen. In einigen Dörfern in den betroffenen Gebieten waren private Initiativen christlicher oder alevitischer Gemeinden die ersten die Hilfe leisteten, lange bevor staatliche Stellen aktiv wurden. Teils wurden Notunterkünfte, Zeltstädte und die Versorgung mit warmen Essen während des harten Winters durch diese Gemeinden organisiert und, dank der Spenden, die uns erreichten, von uns unterstützt.
Wir gedenken am heutigen Tag der fast 60.000 Menschen, die durch das Erdbeben am 6. Februar 2023 ihr Leben verloren.