In Gedenken an die Reichspogromnacht 1938: Erinnern heißt handeln.

Am 9. November jährt sich erneut die Reichspogromnacht. Auch heute gedenkt die Kurdische Gemeinde Deutschland der Jüdinnen und Juden, die in jener Nacht oder in unmittelbarer Folge ihres Lebens beraubt wurden.

Mit dem sogenannten Judenboykott 1935 und der „Polenaktion“, der gewaltsamen Abschiebung etwa 20.000 eingewanderter polnischer Jüdinnen und Juden und ihrer Nachkommen, radikalisierte sich der Antisemitismus im nationalsozialistischen Deutschland zusehends hin zu offener Gewalt.

Seit zwei Jahren wird das Gedenken an den 9. November 1938 durch das Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung am 7. Oktober 2023 durch die Hamas und ihre Helfershelfer überschattet, verbunden mit einer massiven Zunahme antisemitischer Hetze und Gewalt in Deutschland und Europa. Der RIAS-Jahresbericht 2024 dokumentiert einen erneuten Anstieg antisemitischer Vorfälle in Deutschland, unter anderem Beleidigungen, Bedrohungen, physische Angriffe auf Jüdinnen und Juden sowie die Beschädigung von Erinnerungszeichen und Synagogen. Besonders alarmierend ist die Zunahme von antisemitischer Gewalt in explizit politischen Kontexten, Demonstrationen und an Hochschulen.

Der Imperativ „Nie wieder“ droht nicht nur an Glaubwürdigkeit zu verlieren, er ist in Teilen bereits zu einer leeren Phrase des guten Gewissens verkommen, wenn Solidarität mit Jüdinnen und Juden nur am Jahrestag der Reichspogromnacht sichtbar wird. Gedenken darf nicht allein der Erinnerung an die Verstorbenen oder der eigenen Selbstvergewisserung dienen, während den Lebenden Gleichgültigkeit, Passivität oder gar Feindseligkeit entgegenschlägt.

Der 9. November mahnt, dass Erinnerung Verantwortung bedeutet. „Nie wieder“ heißt, jetzt zu handeln, Antisemitismus klar zu benennen und jüdisches Leben entschlossen zu schützen.

Die Kurdische Gemeinde Deutschland bekräftigt, dass es nicht beim Erinnern bleiben darf. Der Schutz der Lebenden hat oberste Priorität, in Deutschland, in Israel und überall.

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Antisemitische Vorfälle melden
RIAS – Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus
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Beratung und Hilfe
OFEK e.V. – Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
https://ofek-beratung.de/

oder
SABRA – Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus
https://www.sabra-jgd.de/