Kongress: Kurden und Juden gemeinsam für eine freiheitlich-demokratische Gesellschaft und einen stabilen Rechtsstaat

Berlin, 8. September 2025 – Am gestrigen Tag fand in Berlin der weltweit erste kurdisch-jüdische Kongress statt. Organisiert wurde dieser von der Kurdischen Gemeinde Deutschland und dem jüdischen Verein WerteInitiative. Zentrales Ergebnis des Kongresses ist eine Gemeinsame Erklärung.

Die Konferenz hat gezeigt, dass freiheitlich-demokratische Grundwerte nur dann als gemeinsame Basis für ein vielfältiges Zusammenleben funktionieren, wenn sie auch aktiv gelebt werden. Beide Organisationen betonten, dass sowohl die jüdische als auch die kurdische Gemeinschaft extrem heterogen sind. Individuelle Identitäten können erhalten, geschützt und ausgelebt werden – nicht durch Identitätspolitik, sondern durch das gemeinsame Verständnis, Mitglied einer pluralen Gesellschaft auf Grundlage geteilter Werte zu sein.

Neben diesem positiven Verständnis eines Miteinanders verbindet beide Bevölkerungsgruppen die Erfahrung, Minderheit und Feindbild zu sein: Anfeindungen und Terror von politischen Extremisten und Islamisten und Fälle gesellschaftlicher Ausgrenzung gehören zu ihrer Realität. Vor dem Hintergrund weltweiter antiwestlicher Agitation versuchen sich antiimperialistisch gebende Linksextremisten zudem, Kurden und Juden gegeneinander auszuspielen.
Der Kongress hat deutlich gezeigt, dass dieses Kalkül nicht aufgeht. Denn jenseits individueller Bedrohungslagen und Erfahrungen eint Kurden und Juden eine Vision: die Allianz zweier Gruppen, die bei aller Verschiedenheit ein gemeinsames Werteverständnis teilen – von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Ali Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinschaft Deutschlands, erklärte:
„Dieser Kongress markiert einen historischen Moment für die kurdisch-jüdische Zusammenarbeit in Deutschland. Wir möchten die langjährige Verbindung zwischen Kurden und Juden stärken und gemeinsam für freiheitlich-demokratische Werte eintreten.“

Elio Adler, Vorsitzender des jüdischen Vereins WerteInitiative, sagte:
„Wir sind überwältigt von der Resonanz auf unseren Kongress. Die zur Verfügung stehenden Plätze waren innerhalb kürzester Zeit ausgebucht. Es macht Mut, in Zeiten der Spaltung einen so großen Wunsch nach Gemeinsamkeit und gegenseitigem Respekt zu erleben.“

Die Gemeinsame Erklärung der Organisatoren finden Sie unten.

 

Geteilte Herausforderungen – gemeinsame Werte
Gemeinsame Erklärung der Kurdischen Gemeinde Deutschland e.V. und der WerteInitiative – jüdisch-deutsche Positionen e.V.

Berlin, 7. September 2025 – Heute haben sich die Kurdische Gemeinde Deutschland e.V. und die WerteInitiative e.V. im Rahmen des ersten kurdisch-jüdischen Kongresses in Berlin zusammengefunden. Dieser historische Moment markiert den Beginn einer neuen Allianz zweier Gemeinschaften, die bei aller Verschiedenheit eine gemeinsame Basis teilen: das entschlossene Eintreten für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit.

Gemeinsame Werte und Verantwortung
Unsere beiden Organisationen sind davon überzeugt, dass das freiheitlich-demokratische Fundament der Bundesrepublik nur dann tragfähig bleibt, wenn es aktiv gelebt, ge-schützt und weiterentwickelt wird. Jüdisches und kurdisches Leben in Deutschland ste-hen gleichermaßen für Vielfalt, Pluralität und den Willen, die offene Gesellschaft zu ver-teidigen. Wir treten ein für ein Miteinander, in dem individuelle Identitäten geschützt, respektiert und frei gelebt werden können – durch die gemeinsame Grundlage geteilter Werte.

Geteilte Erfahrungen und Herausforderungen
Kurdinnen und Kurden wie auch Jüdinnen und Juden wissen, was es heißt, als Minderheit ausgegrenzt und zum Feindbild gemacht zu werden. Antisemitismus und Kurdenfeind-lichkeit, Terror durch politische Extremisten und Islamisten sowie gesellschaftliche Aus-grenzung sind bittere Realitäten, die uns verbinden. Hinzu kommt die Erfahrung, dass extremistische Akteure – ob islamistisch, nationalistisch oder antiwestlich – versuchen, unsere Gemeinschaften gegeneinander auszuspielen.
Der heutige Kongress hat gezeigt: Dieses Kalkül wird scheitern. Wir lassen uns nicht spalten, sondern stehen Seite an Seite.

Klare Haltung gegen Ideologien der Unfreiheit
Wir wenden uns entschieden gegen den wachsenden Einfluss islamistischer und nationalistischer Ideologien, die von Regimen wie der Türkei, dem Iran, Teilen der arabischen Welt aber eben auch von Kräften in Deutschland ausgehen. Diese Kräfte bedrohen nicht nur unsere Gemeinschaften, sondern die freiheitliche Ordnung insgesamt.
Als jüdische und kurdische Akteure in Deutschland werden wir uns dafür einsetzen, dass diese Gefahren klar benannt und wirksam bekämpft werden.

Politische Forderungen
Damit Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit nicht nur Worte bleiben, fordern wir von Politik und Gesellschaft konkrete Schritte:

1. Konsequente Bekämpfung von Antisemitismus und Kurdenfeindlichkeit: Es geht hier um einen Dreiklang von Prävention, Intervention und Repression. Es braucht ar-beitsfähige und informierte Strukturen für Prävention, politische Bildung und Straf-verfolgung sowie eine stärkere gesellschaftliche und institutionelle Sensibilisierung für Islamismus, deutschen wie nicht-deutschen Rechtsextremismus, Linksextremis-mus, Antisemitismus und Kurdenfeindlichkeit.
2. Härteres Vorgehen gegen Islamismus und rassistischen Nationalismus: Organi-sationen, die im Auftrag autoritärer Regime wie der Türkei oder des Iran in Deutsch-land Spaltung säen oder Extremismus fördern, müssen politisch und rechtlich konse-quent verfolgt werden. Dazu gehört auch ein entschlossener Einsatz gegen deren Pro-pagandanetzwerke, Vereine und Tarnstrukturen.
3. Ein Ende struktureller Diskriminierung von Kurden: Es braucht einen Wandel in der Praxis der Anerkennung kurdischer Identität – gesellschaftlich und auch auf insti-tutioneller Ebene. Kurden bilden eine gemeinsame ethnische Gruppe – dies muss un-abhängig von unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten gewürdigt werden.
4. Minderheitenschutz als Schutz des Individuums und klare Prioritätensetzung in der Integrationspolitik: Der Staat muss sicherstellen, dass jüdisches und kurdisches Leben in Deutschland nicht nur formal, sondern auch faktisch geschützt sind. Wer Zu-gehörigkeit zu Deutschland beansprucht, muss die freiheitlich-demokratische Grund-ordnung anerkennen und sich klar von antisemitischen, islamistischen und nationa-listischen Ideologien distanzieren.
5. Außenpolitische Klarheit: Die Bundesregierung darf sich nicht von autokratischen Regimen erpressen lassen. Wir fordern eine wertebasierte Außenpolitik, die die Men-schenrechte in den Mittelpunkt stellt, die Beziehungen zu Israel schützt und die legitimen Rechte und Anliegen der Kurden in der Region ernsthaft berücksichtigt. Wir unterstützen das Recht des kurdischen Volkes auf Selbstbestimmung sowie den Schutz und die Anerkennung seiner kulturellen und politischen Identität.
6. Förderung einer demokratischen Zivilgesellschaft: Statt identitätspolitischer Spal-tung brauchen wir Programme, die Menschen unterschiedlicher Herkunft durch das Bestimmen gemeinsamer Werte zusammenführen. Dafür muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass demokratische Werte keine Begleitmusik, sondern unabkömmliche, alternativlose Basis unserer Gesellschaft sind. Kurdische und jüdische Organisationen können für diese Bewusstseinsstärkung wichtige Partner sein.

Blick nach vorn: Allianz für eine starke Demokratie
Die kurdisch-jüdische Allianz ist keine rein bilaterale Initiative. Sie versteht sich als Einladung an alle Menschen, die sich für Demokratie, Rechtsstaat und Freiheit einsetzen wollen. Unser Ziel ist es, Brücken zu bauen, Allianzen zu stärken und neue Formen solidarischer Zusammenarbeit zu entwickeln.
Der erste kurdisch-jüdische Kongress hat gezeigt: Trotz unterschiedlicher Hintergründe, Erfahrungen und Identitäten verbindet uns eine gemeinsame Vision. Wir stehen gemein-sam ein für eine Gesellschaft, in der Vielfalt nicht Bedrohung, sondern Stärke ist – und in der die Werte von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit die unerschütterliche Grundlage bilden.