Kurdische Gemeinde Deutschland gedenkt der Opfer des Genozids an den Eziden in Shengal

Wir erinnern voller Trauer an den 3. Jahrestag des Genozids an den kurdischen Eziden (Jesiden) in Shengal (Sindschar, Nordirak/Südkurdistan) durch die Terrororganisation IS und gedenken der Opfer.

Nach einem überraschenden Angriff hatten die Barbaren des IS am 3. August 2014 tausende Eziden aus dem Shengal-Gebirge verschleppt und dabei schlimmste Gewaltverbrechen begangen.

Shengal ist die Heimat von etwa einer halben Million Eziden und beherbergt die heiligen Stätten der ezidischen Religionsgemeinschaft. Über das Schicksal tausender Eziden herrscht noch immer eine unerträgliche Ungewissheit. Im Zuge dieses Jahrestages möchten wir unsere tiefste Trauer und unser Beileid gegenüber den Angehörigen der Opfer des Völkermordes ausdrücken.

Die Eziden sind eine kurdische religiöse Minderheit, die die ursprüngliche vorislamische Religion der Kurden darstellen. Viele von ihnen flohen in den vergangenen vier Jahrzehnten vor allem aus der Türkei, Syrien und aus dem Irak, wo sie immer wieder Verfolgungen ausgesetzt waren. In Deutschland findet sich heute die größte Exilgemeinschaft der Eziden. Hier leben etwa 100.000 ezidische Kurden.

Ali Ertan Toprak, Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, fordert eine internationale Anerkennung des Völkermords an den Jesiden und Reparationszahlungen jener Staaten, die den IS logistisch, finanziell und militärisch unterstützt haben. Auch den Irak und die Autonome Region Kurdistan fordert Toprak auf, sich der historischen Verantwortung zu stellen und die Heimat der Yeziden wieder aufzubauen.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die später von der internationalen Gemeinschaft besser ausgerüsteten kurdischen Streitkräfte gegenüber dem IS im Irak und in Syrien die vernichtenden Schläge gesetzt haben. Nie wieder sollen Kurdinnen und Kurden in ihrer eigenen Heimat von fremden Kräften, feindlichen Regierungen, Diktaturen und rassistischen Ideologien in ihrer Existenz bedroht werden.

Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschland: „Die Verfolgung und Ermordung der Eziden mit Vernichtungsabsicht ist nicht nur ein dunkles Kapitel der kurdischen Geschichte, sondern immer noch real und erfüllt uns weiterhin mit Trauer und Schmerz.“

Doppelt verfolgt

Die kurdischen Eziden waren in ihrer Geschichte schon immer Massakern und Völkermorden ausgesetzt, sowohl aufgrund ihrer kurdischen Identität, aber vor allem aufgrund ihrer ezidischen Religion.

Als Kurdische Gemeinde wollen wir uns dafür einsetzen, damit der Genozid von Sengal international als Völkermord anerkannt wird. Wir müssen weiterhin den Vertriebenen, welche nun in den Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan aufgeteilt leben, unsere Hilfe anbieten. Wir erhoffen uns, dass ein pluralistisch-demokratischer und unabhängiger kurdischer Staat in Zukunft auch ein sicherer Heimat für die ezidische Religionsgemeinschaft sein wird.

Dafür werden wir uns mit aller Kraft einsetzen.