Pressemeldung: 304/1803-2022
Die Besatzung Afrîns durch die Türkei – Es war eine Invasion und ist es geblieben!
Auch vier Jahre nach dem Überfall der Türkei auf die kurdische Provinz Afrîn im Norden Syriens hält der völkerrechtswidrige Zustand an.
„In Afrîn ist Europa gefallen“, bilanziert Mehmet Tanriverdi, stellvertretender Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, die 2018 stattgefundene Invasion. Die kurdisch-demokratische Selbstbestimmung, das einzigartige Demokratieprojekt, das allen Minderheiten Gleichheit gewährte und Frauen Gleichberechtigung garantierte, war dem türkischen Staat und den islamistischen Extremisten ein Dorn im Auge. Weder durften in ihren Augen Kurd:innen selbstbestimmt leben, noch durfte es eine Gleichberechtigung zwischen den Ethnien, den Geschlechtern und den Religionen geben.
Das Europa nach wie vor die völkerrechtswidrige Aggressionspolitik und Besatzung ihres NATO-Partners Türkei stillschweigend hinnehme, ist für die über 1,5 Millionen Kurd:innen in Deutschland eine große Enttäuschung. Tanriverdi macht darauf aufmerksam, dass die Menschen seit der türkischen Invasion einer Vertreibung, Unterdrückung und Diskriminierung ausgesetzt sind. Schätzungen zufolge mussten 350.000 Kurd:innen aus der Region fliehen. Viele sind nach Europa und vor allem nach Deutschland gekommen. Eine Rückkehroption gibt es für diese Menschen nicht, da sie ihres Eigentums beraubt und protürkische Dschihadist:innen in ihren Dörfern angesiedelt worden sind. Vor dem Einmarsch der Türkei betrug der kurdische Bevölkerungsanteil über 95% und ist jetzt auf 25% gesunken. Diese Vertreibungs- und Umsiedlungspolitik der Türkei ist als gezielte Manipulation der demographischen Struktur in der Region zu bewerten. Diese demographische Änderung darf nicht hingenommen werden.
Mehmet Tanriverdi appelliert an die neue Bundesregierung, sich für eine Rückkehrperspektive der Geflüchteten einzusetzen. Voraussetzung dafür ist jedoch der Abzug der türkischen Armee und ihrer Dschiadisten Milizen aus Afrîn. Wahren Frieden kann es nur geben, wenn die Menschen auch in ihre Heimat zurückkehren können.