Pressemitteilung: 238/0908-2019
Eine Pufferzone entlang der „türkisch-syrischen Grenze“ kommt einer weiteren Teilung Kurdistans gleich
Internationaler Berichterstattung zufolge wollen die USA und die Türkei in der kurdischen Region Nord-Syriens (Rojava-Kurdistan) eine von beiden Ländern kontrollierte Pufferzone mit einem Operationszentrum an der türkisch-syrischen Grenze errichten.
Gerade in den letzten Tagen hatte Erdogan mit einem erneuten Einmarsch in Nordsyrien und der Zerstörung „terroristischer Organisationen“ gedroht. Die Pufferzone scheint als ein Versuch der USA, die türkische Invasion noch abzuwenden, der jedoch von der kurdischen Community, auch hierzulande, mit größter Sorge beobachtet wird.
„Dass diese Einigung zwischen den USA und der Türkei in einer Zeit zustande kommt, in der das Nato-Land Türkei täglich mit Einmarsch in kurdische Gebiete droht, macht die Einrichtung einer Sicherheitszone äußerst heikel“, so Ali Ertan Toprak, Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland. „Die Ambitionen auf der türkischen Seite sind mehr als zweifelhaft: Es ist bekannt, dass Erdogan die Autonomiebestrebungen der Kurden in Syrien ein Dorn im Auge sind und er alles daransetzt, den Einfluss kurdischer Milizen zurückzudrängen“, so Toprak.
Die geplante Ansiedlung von arabischen Geflüchteten, die derzeit in der Türkei leben, in der Sicherheitszone weckt ebenfalls keine guten Erinnerungen: Bevölkerungsumsiedlung und gezielte ethnische Vertreibung sind in der türkischen Geschichte nicht neu. Auch wenn die Details zur Errichtung einer Pufferzone noch nicht klar sind, steht doch fest, dass viele kurdische Städte und Ortschaften unmittelbar an der Grenze, wie Kobanî, Amude oder Qamishli, von einer Umsiedlung betroffen wären.
„Wir haben berechtige Sorge, dass die Errichtung einer Pufferzone mit türkischer Beteiligung zu einer massiven Instabilisierung und demographischen Veränderung der Region führt“, so Toprak weiter. Die Situation von Efrîn dürfe sich nicht wiederholen, wo seit der türkischen Besetzung Schätzungen zufolge rund 300.000 Menschen vertrieben wurden und eine systematische Zerstörung der Lebensgrundlagen stattgefunden hat.
„Wir als kurdische Community sind empört angesichts der Tatenlosigkeit Deutschlands und anderer Nato-Partner gegenüber dieser kurdenfeindlichen Politik der Türkei“, fasst Toprak die Haltung der KGD zusammen.