Pressemeldung: 317/3103-2023

Erdbeben offenbart, Willkür und Rassismus in den von der Türkei besetzten kurdischen Gebieten in Syrien

Die gewaltsame Ermordung von fünf Kurden in der Kleinstadt Jinderes bei Afrin, die am Vorabend zum kurdischen Neujahrsfest Newroz am 20. März das traditionelle kurdische Fest feiern wollten, löste großen Protest unter der kurdischen Bevölkerung in der Region Afrin aus. Tausende Menschen versammelten sich nach der Beisetzung der Opfer in Jinderes und demonstrierten gegen die politisch motivierte Ermordung. Die Tat wurde von Mitgliedern der sogenannten „Jaysh al-Sharqiya“, einer syrischen islamistischen Miliz, die von der Türkei unterstützt wird, begangen. Die Proteste richteten sich aber auch gegen die anhaltende Gewalt der islamistischen Miliz und der türkischen Besatzungstruppen gegen die kurdische Bevölkerung in Afrin. Nahezu täglich kommt es dort unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit zu willkürlichen Festnahmen, Raubzügen und Überfällen auf Kurden, kurdische Yeziden und Alawiten. Die kurdische Enklave Afrin in Nordwesten Syriens ist im März 2018 in einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von der Türkei besetzt worden. Seitdem ist die kurdische Bevölkerung einer systematischen und grenzenlosen Unterdrückungs- und Vertreibungspolitik der Türkei ausgesetzt.

Auch in Europa solidarisieren sich die Menschen mit den friedlichen Protesten vor den türkischen Auslandsvertretungen gegen die Besatzungsmacht in Afrin. So kamen in den letzten Tagen in Brüssel, Köln, Düsseldorf und Berlin zahlreiche Menschen zu Kundgebungen und Demonstrationen gegen die türkische Unterdrückung und Vertreibungspolitik in Afrin. Mehmet Tanriverdi, stellvertretender Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, forderte auf einer Kundgebung vor dem türkischen Generalkonsulat in Köln-Hürth die Europäische Union auf, sich für eine politische Lösung und Beendigung der Besatzung der kurdischen Gebiete in Syrien einzusetzen.

Besonders offenbarte sich die Diskriminierung und Unterdrückung der Kurden in Afrin nach dem Erdbeben. So verweigerte die Türkei über Tage die Öffnung ihrer unmittelbaren Grenzübergänge in die Region für internationale Hilfe. Obwohl die Region in direkter Nähe zum Epizentrum lag und deshalb schwer vom Erdbeben und dessen Folgen betroffen war. So würden Rettungs- und Hilfsmaßnahmen, die die autonome Region Kurdistan-Irak unmittelbar nach dem Erdbeben in die Region entsandte, für mehrere Tage an der türkischen Grenze festgesetzt. Auch bei der Bergung von Erdbebenopfern in der Region Afrin wurden die kurdischen Angehörigen allein gelassen und unmenschlich und diskriminierend behandelt. Tanriverdi: „Der Ruf der Menschen nach Freiheit und Beendigung der Unterdrückung in Afrin darf nicht ungehört verhallen“.