PRESSEERKLÄRUNG: 158/2411-2017

 

 

Erdbebenopfer in Ostkurdistan (Iran) –
Nach Naturkatastrophe droht nun auch humanitäre Katastrophe

Am 12. November wurde die kurdische Grenzregion zwischen der autonomen Region Kurdistan nördlich des Irak und dem Iran von einem der schwersten Erdbeben mit der Wucht von 7,3 auf der Richterskala und mit 50 Nachbeben in der jüngeren Zeit Europas betroffen. Fast 500 Menschen kamen dadurch ums Leben und etwa 8.000 wurden zum Teil schwer verletzt. Das Epizentrum befand sich in der Gebirgsregion etwa 30 km südlich der irakischen Stadt Halabdscha im autonomen Kurdistan im Norden des Irak. Die Zerstörungen betreffen die Länder Kurdistan, den Irak und den Iran und waren bis in die Türkei spürbar.Bis heute suchen die Menschen vor Ort nach Vermissten und versuchen provisorische Unterkünfte zu errichten, um der harten Witterung zu entgehen. Nur 24 Stunden nach dem Hauptbeben hat die iranische Regierung die Rettungsaktionen abgebrochen hat und in vielen Fällen nicht einmal nationale und internationale Hilfsgüter in die Region gelassen. Nun folgt dieser verheerenden Naturkatastrophe eine humanitäre bei winterlichen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Vielerorts gibt es weder Strom noch Wasser und die Zuwegungen sind oft noch blockiert.

Die Kurdische Gemeinde in Deutschland fordert die Regierung aller umliegenden Staaten auf, sich unverzüglich und aktiv an den Hilfsaktionen zu beteiligen. Insbesondere muss Teheran sofortige humanitäre Hilfe in das Erdbebengebiet in Kurdistan zulassen. Iran und Irak versuchen gegenwärtig mit den ausbleibenden Hilfen und nicht bereit gestellter Rettungslogistik politische Fakten zu schaffen, um das Autonome Kurdistan zu schwächen und die kurdische Bevölkerung zu unterdrücken. Das ist menschenverachtend und muss sofort aufhören. Die Anrainerstaaten dürfen Kurden nie wieder als Bürger zweiter Klasse behandeln. Deshalb fordern wir die Geltung aller staatsbürgerlichen Rechte der freien Welt für alle Kurden in jedem Staatsgebiet.

Wir fordern den humanitär gebotenen freien Zugang zu allen Opfern, und die Freiheit der Zuwendung von Hilfsgütern und finanziellen Mittel. Unabhängig von allen politischen Differenzen steht nun die Sorge um Menschlichkeit und eine wirkungsvolle Krisenintervention im Vordergrund. Wir appellieren gerade an die Regierung des Iran, die vom Propheten Mohammed gebotene Barmherzigkeit und Mildtätigkeit sehr ernst zu nehmen und sofort und konkret zu handeln und den Zugang von ausländische Hilfsorganisationen zulassen.
Die Bundesregierung hat sich in den letzten Jahren wie kein anderer Staat darum verdient gemacht, dass der Iran wieder zu einem gleichberechtigten Mitglied der Völkergemeinschaft werden konnte. Nun muss die Politik in Teheran zeigen, dass sie dazu auch im eigenen Landen und bei seinen Nachbarn willens sind, das zu erreichen.

Menschenrechte sind so unteilbar, wie humanitäre Hilfe ein Gebot an alle Menschen sind.

Die Kurdische Gemeinde Deutschland fordert die EU und die Bundesregierung, den Deutschen Bundestag, die Parlamente der Länder und die staatstragenden Institutionen auf, sich unverzüglich für die humanitäre Hilfe im Erdbebengebiet einzusetzen und auf die Anrainerstaaten zu wirken, dass hier das Gebot der Menschlichkeit und Solidarität sofort und ohne Abstriche Geltung erhält.