Pressemitteilung 288/0403-2021
Die jüngsten Medien-Berichte zu den überdurchschnittlich hohen Zahlen von Menschen mit Migrationshintergrund, die an Corona erkranken, ist besorgniserregend.Das Robert-Koch-Institut und zahlreiche Kliniken bestätigen das, wovor die Kurdische Gemeinde Deutschland (KGD) schon sehr früh gewarnt hat: Die Corona-Regeln und -Schutzmaßnahmen, die zunehmend komplexer werden, erreichen offenbar nicht die Gesamtbevölkerung.
Cahit Basar, KGD-Generalsekretär, fordert eine transparente und offene Diskussion darüber, wie man auch Bevölkerungsgruppen besser erreichen kann, die über klassische Informationskanäle, wie etwa deutschsprachige Medien, nicht erreicht werden können.
Die bislang vorliegenden fremdsprachigen Informationsmaterialien seien in der Regel digital und nicht in allen relevanten Sprachen verfügbar. Basar: „Ausgerechnet die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung stellt keine muttersprachlichen Informationsmaterialien für die über 1,5 Millionen Kurd:innen in unserem Land zur Verfügung.“
Basar beklagt, dass sich die Staatsministerin für Integration trotz mehrfacher Anfragen geweigert habe, kurdisch in das Repertoire der mehrsprachigen Informationsmaterialien aufzunehmen. Auch die hohen Infektionszahlen in Flüchtlingsunterkünften und unter Geflüchteten, die größtenteils aus dem Bürgerkriegsland Syrien oder dem Irak stammen und mehrheitlich Kurd:innen seien, habe das Kanzleramt nicht zum Handeln bewegt. Mehr noch, „uns wurden die türkisch- und arabischsprachigen Materialien empfohlen, schließlich müssten nach Auffassung der Staatsministerin die Kurd:innen eine dieser Sprachen beherrschen“. Um dieses Argument zu stärken, bediente sich das Haus der Integrationsstaatsministerin ohne sichtbares historisches Feingefühl für das Beispiel afrikanischer Sprachen. Man habe auch auf diese verzichtet, da dort englisch bzw. französisch vorherrschen würde.
In Folge der gescheiterten Versuche hat die Kurdische Gemeinde vor wenigen Tagen eine Klage gegen die Bundesregierung am Verwaltungsgericht Berlin eingereicht. Basar: „Die Geflüchteten sind auf sich allein gestellt und verfügen nicht über die Mittel und Kenntnisse, in den Internetseiten der Bundesregierung zu surfen und die lebensnotwendigen Informationen zu bekommen. Der Zugang zu lebenswichtigen Informationen muss dringend niedrigschwelliger gestaltet werden. Gerade die neuesten Beschlüsse sind äußerst komplex und müssen allen Menschen in Deutschland glasklar vermittelt werden.“
Mit ehrenamtlicher Arbeit und begrenzten Ressourcen versucht die Kurdische Gemeinde Deutschland aktuell diese fahrlässig geschaffene Informationslücke zu schließen.