Jahresüberblick 2015: Ein Jahr voller Gegensätze geht zu Ende! Kurdische Gemeinde Deutschland

2015 – ein weiteres Jahr liegt hinter uns! Ein Jahr des Lachens, des Erfolgs, der Niedergeschlagenheit und Verzweiflung. Ein Jahr der Erschöpfung, des Siegeswillens, ein Jahr gefüllt mit tausenden Tränen – sowohl Tränen der Freude als auch die der Trauer.

Ein Jahr, das bei jedem einzelnen von uns ein Wechselbad der Gefühle hervorruft, weil nicht nur die Sonne für uns geschienen hat und Wärme spendete. Weil zugleich Donner, Gewitter und dunkle Wolken am kohleschwarzgefärbten Himmel aufzogen und den einen oder anderen Augenblick der Traurigkeit zuließen.

Da waren zunächst die Freudensprünge, als im Kampf der Kurden gegen den Islamischen Staat (IS) die Nachrichten der Befreiung der Kurdenstädte Kobanê im Januar und Şingal im November verkündet wurden. 

Welch ein toller Jahresstart und welch Erleichterung empfanden wir nach der Befreiung der strategisch wichtigen Stadt Kobanê. Welchen Kraftschub erlebten wir, als es im Novemer schließlich auch hieß, dass kurdische Kampfeinheiten die Yeziden-Stadt Şingal befreiten, die lange Zeit als verloren galt.

Der erfolgreiche Einsatz gegen die Terrormiliz gelang jedoch nur dank tatkräftiger, sowohl ökonomischer, militärischer als auch humanitärer Unterstützung der westlichen Staaten. Allem voran denken wir an dieser Stelle gerne an die deutsche Mithilfe bei der Ausbildung und Bewaffnung kurdischer Peschmerga-Einheiten zurück. Dazu kommt die hervorragende humanitäre Hilfe, die vielerorts für Flüchtlinge in Kurdistan mittels Sach- oder Geldspenden getätigt wurde oder aber auch die Aufnahme und Behandlung von Verletzten und traumatisierten, jungen Frauen aus den Kriegsregionen.

Die Folgen von Kriegen und Repressalien in Syrien, Afghanistan, dem Irak, Pakistan, Eritrea und in anderen Gebieten des Nahen Ostens, erzeugten eine gigantische Flüchtlingswelle, die Europa, allem voran uns in Deutschland, unvorbereitet traf. Hinzu kamen die überwältigenden Menschenmassen aus den Balkanländern Albanien, Kosovo, Serbien und Mazedonien, die hier auf ein Leben jenseits der Armut hofften.

Zigtausende strömten an den Bahnhöfen ins Land und zugegebenermaßen: Zigtausende wurden trotz der prekären, unvorbereiteten Lage hier und der Überforderung eines manch einen von uns, mit gößter Hilfsbereitschaft und Herzensliebe notversorgt. Danke Deutschland! Danke, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Auch erinnern wir uns gerne an den Wahlerfolg der prokurdischen Partei HDP in das türkische Parlament zurück, die 13 Prozent erreichte und hunderttausenden von Kurden mitsamt all ihren Freunden in Deutschland, in der Türkei, in Westkurdistan, aber auch in der Autonomen Region Kurdistans stundenlange Feiern mit unermüdlichen Tanzeinlagen bescherte.

Das darauffolgende Auffkündigen des Waffenstillstandes mit der PKK durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan setzte diesen Freudensprüngen ein jähes Ende. Sämtliche Städte in den Kurdenregionen wurden systematisch isoliert und von türkischen Militärs belagert.

Erdoğans Kampf gegen das kurdische Volk kostete allein in diesem Jahr 360 Zivilisten, darunter 61 Kinder und 73 Frauen, das Leben.

Großes Aufsehen erregte der Mord an dem kurdischen Menschenrechtsanwalt Tahir Elçi Ende November.

Unvergessen bleiben die grausamen Terror-Anschläge auf die Redaktion des Satire-Magazins Charlie Hebdo am 7. Janaur sowie die Anschläge am 13. November in Paris, bei denen insgesamt 165 Menschen ihr Leben verloren. Diese Anschläge inmitten des europäischen Herzens haben uns zutiefst bestürzt und einen dunklen Schatten über Europa geworfen. Zugleich veranschaulichen sie uns doch so deutlich, dass die Gefahr islamistischer Terroristen nicht nur fernab im Nahen und Mittleren Osten, in weiten Teilen Mittel-und Ostafrikas existent, sondern eine gegenwärtige, bedrohliche  Gefahr hier bei uns ist, die es mit allen vorhandenen Mittel zum Schutze der Zivilisation zu bekämpfen gilt!

Das Jahr 2015 – ein Jahr der Gegensätze.

2015 war ein Jahr voller Erfolg für die Kurdische Gemeinde Deutschland, die nicht nur durch ihre unermüdliche Arbeit auf die Menschenrechtslage in den unterschiedlichen Kurdenregionen aufmerksam machte, die Interessen der Kurdinnen und Kurden in Deutschland stärkte, aktive Berichterstattung betrieb und die tiefen Freundschaften von Kurdinnen und Kurden mit Nicht-Kurden in Deutschland pflegte, sondern einen krönenden Abschluss mit dem gelungenen Bundeskongress in Gießen darbot..

2015 war auch ein Jahr, indem die Bundeskanzlerin Angela Merkel sich klar zu den christlichen Werten ihrer Partei CDU bekannte und weiterhin darauf pochte, die Flüchtlinge nicht vor geschlossenen Türen in ihrer Verzweiflung zurückzulassen.

2015 war auch ein Jahr, indem der Bundespräsident Joachim Gauck die kurdische Bevölkerung mehr als deutlich zu einem Teil Deutschlands erklärte, indem er den yezidischen Kurdinnen und Kurden in einem offiziellem Schreiben zum heiligen Fest des Ida-Ezid gratulierte.

2015 war auch ein Jahr, indem die deutsche Gesellschaft mit ihrer Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge ein deutliches Statement der Willkommenskultur setzte. Danke!

2015 geht nun zu Ende. Wir sagen an dieser Stelle Danke! Wir bleiben in dem Genuss der schönen uns bescherten Augenblicke. Wir vergessen jedoch nicht die traurigen Momente, die uns stets an unsere verantwortungsbewusste Aufgabe erinnern sollen: An jedem Tag im neuen Jahr die Welt auch ein Stückchen besser zu gestalten!

Danke für ein aufregendes Jahr 2015! Wir freuen uns auf das Jahr 2016!

Eure Kurdische Gemeinde Deutschland e.V. !