“Meine Familie hat mir ein Bewusstsein für die Unsichtbarkeit unserer Kultur vermittelt“
„Meine Familie hat mir ein Bewusstsein für die Unsichtbarkeit unserer Kultur vermittelt.“ – Nairi Hadodo
Was bedeutet es, mit dem Gefühl aufzuwachsen, einer Minderheit anzugehören? Die Künstlerin Nairi Hadodo spricht in einem Porträt der @taz (Mai 2025) über strukturelle Unsichtbarkeit, kulturelle Selbstverortung und die Kraft künstlerischer Repräsentation. Ihre Perspektive macht deutlich: Sichtbarkeit ist kein Selbstzweck, sie ist politisch.
Nairi Hadodo wuchs in einem armenisch-aramäischen Elternhaus auf, das von Sprache, Kirche und Gemeindeleben geprägt war. Bereits als 19-Jährige begann sie an der Kunstakademie Düsseldorf eine künstlerische Auseinandersetzung mit der medialen Inszenierung Kim Kardashians – eine Figur, die sie bis heute begleitet.
Aktuell zeigt sie am @Maxim Gorki Theater in Berlin ihr Solo-Stück KIM, in dem sie Fragen von medialer Repräsentation, Selbstinszenierung und weiblicher Sichtbarkeit verhandelt. Hadodo ist eine Macherin: Sie hat das Stück nicht nur geschrieben, sondern auch selbst inszeniert, die Fassung überarbeitet, die Kostüme entworfen und steht in der Hauptrolle auf der Bühne.
Ihre künstlerische Praxis steht exemplarisch für eine Generation, die kulturelle Identität jenseits von Zuschreibungen verhandelt und Sichtbarkeit nicht als Selbstzweck, sondern als politischen Anspruch versteht.
„Mich interessieren keine Opfernarrative.“
Stattdessen entwirft Hadodo komplexe Perspektiven, in denen Selbstverortung, Herkunft und Geschlechterverhältnisse ebenso reflektiert werden wie deren politisches Gewicht in einer postmigrantischen Gesellschaft. Damit macht sie Perspektiven sichtbar, die häufig marginalisiert werden, etwa im Kontext von antiarmenischem Rassismus, diasporischen Brüchen oder familiär religiösen Zuschreibungen.
Unser Projekt WERTE – was uns verbindet setzt genau hier an: Wir machen Stimmen hörbar, die in öffentlichen Debatten oft mitgemeint, aber selten sichtbar sind.