Pressemitteilung: 242/2509-2019
Die Verhaftung deutscher Staatsbürger nach türkischem Fahndungsaufruf per Interpol ist ein Ausdruck reiner politischer Willkür!
Erneut ist ein deutscher Staatsbürger nach einem türkischen Fahndungsaufruf per Interpol im EU-Ausland verhaftet worden: Der kurdischstämmige Psychotherapeut Adnan Ö. aus Hannover wurde während seines Italienurlaubes in polizeilichen Gewahrsam genommen. Hintergrund für seine Verhaftung soll ein Ermittlungsverfahren in der Türkei sein. Was Adnan Ö., der seit dem Wochenende in Haft sitzt, vorgeworfen wird, ist noch unklar. Bereits 1996 hatte Adnan Ö. in Deutschland Asyl beantragt und eine Anerkennung als Flüchtling erhalten. Er besitzt mittlerweile neben dem türkischen auch einen deutschen Pass.
„Auch in diesem Fall erfolgte eine Verhaftung mithilfe einer Dringlichkeitsnotiz (Red Notice) der internationalen Fahndungsplattform Interpol. Wir sehen dieses Vorgehen als routinierten Teil einer türkischen Einschüchterungspolitik, die Kritikern auch außerhalb der Türkei Angst und Schrecken einjagen will“, meint der stellvertretende Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde Deutschland Mehmet Tanriverdi. „Immer häufiger werden Menschen mit einem europäischen Pass oder anerkannten Flüchtlingsstatus aufgrund international ausgeschriebener Haftbefehle festgenommen und zum Teil monatelang festgehalten. Wir erinnern uns an den Fall des Schriftstellers Dogan Akanli, der in Spanien in Haft saß und an den Fall des Deutsch-Kurden Selim Cürükkaya. Tanriverdi appelliert an Interpol sich nicht länger von der Türkei instrumentalisieren zu lassen und die Fahndungslisten der Türkei als das zu sehen, was sie sind: ein Ausdruck politischer Willkür.“
Neben Adnan Ö. in Italien befinden sich in weiteren EU-Ländern, wie Österreich, Griechenland und Slowenien aktuell Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft und kurdischer Abstammung in Haft. Auch in der Türkei werden täglich deutsche Staatsbürger verhaftet und schikaniert. Der letzte Fall ist die Verhaftung der Sozialpädagogin, der Deutsch-Kurdin Meral Ates aus Gifhorn. Für Aufsehen hatte auch die Verhaftung von Gönül-Dilan Örs vor zwei Wochen gesorgt, Tochter der Kölner Sängerin Hozan Canê, die seit November 2018 wegen angeblicher Terrorpropaganda in einem Istanbuler Gefängnis sitzt. „Sowohl das Auswärtige Amt aber auch die anderen EU-Länder dürfen nicht weiterhin tatenlos zusehen, wenn Deutsche und Bürger der EU von der Türkei willkürlich zur Fahndung ausgeschrieben, verhaftet und angeklagt werden“, so Tanriverdi.