In Gedenken an das Dersim-Massaker 1937-1938

Die Kurdische Gemeinde Deutschland gedenkt der kurdisch-alevitischen Opfer des Genozids von 1938 in Dersim.

Der Genozid von Dersim zählt zu den gravierendsten und blutigsten Verbrechen in der Geschichte der türkischen Republik. Der systematische Versuch, die alevitisch-kurdisch geprägte Bevölkerung, ihre kulturellen Ausdrucksformen und sozialen Strukturen gewaltsam auszulöschen, hat tiefgreifende Traumata hinterlassen, die bis heute im kollektiven Gedächtnis der Überlebenden und ihrer Nachkommen nachwirken. Ihrer Heimat und Identität beraubt, streben sie nach Gerechtigkeit – nicht nach Vergeltung.

Am 4. Mai 1937 fasste der türkische Ministerrat den Beschluss zur sogenannten „Befriedung“ Dersims, mit dem ein Exempel statuiert werden sollte. Noch am selben Tag begann eine großangelegte Bombardierung, bei der zahlreiche Zivilist:innen – darunter viele Frauen und Kinder – getötet wurden. In den folgenden knapp zwei Jahren wurden zehntausende Menschen ermordet, deportiert oder zwangsweise in westtürkische Regionen verbracht. Familien wurden zerrissen, Kinder verschleppt und kinderlosen kemalistischen Familien zur Adoption übergeben. Ganze Dorfgemeinschaften wurden aufgelöst und über Provinzen verstreut.

Diese Gewaltexzesse waren Teil einer übergeordneten staatlichen Assimilierungspolitik, die auf die systematische Verdrängung kurdischer Sprache, Kultur und Identität abzielte – ein Prozess, der bis in die Gegenwart fortwirkt. Viele Kurd:innen sahen sich gezwungen, ihre Herkunft zu verschweigen oder zu verleugnen. Die daraus resultierenden Entfremdungsprozesse und die generationenübergreifende Weitergabe der Traumata prägen die kurdische Gemeinschaft bis heute.