PRESSEERKLÄRUNG: 159/0112-2017
Kurdische Gemeinde bittet Berlin und Brüssel zum Einschreiten in Tuz Khurmatu
Seit Mitte Oktober sind Teile der kurdischen Gebiete im Irak von schiitischen Milizionären und der irakischen Armee besetzt. Diese unsägliche Allianz hat die kurdischen Städte Sindchar, Kirkuk und Tuz Khurmatu mit militärischer Gewalt eingenommen und zigtausende kurdische Bewohner dieser Regionen vertrieben. Übereinstimmenden Berichten der Bewohner zufolge gehen unzählige Morde und Vergewaltigungen auf das Konto der schiitischen Milizen. Die Vereinten Nationen sprechen bereits von 181.000 Vertriebenen.
In Tuz Khurmatu wurden mehr als 3.000 Häuser von Kurden beschlagnahmt, über 2.000 Häuser wurden geplündert und mehr als 400 wurden durch arabische Milizen mit Unterstützung irakischer Sicherheitskräfte in Brand gesteckt. Zahlreiche Gebäude wurden gezielt gesprengt, sodass die Menschen in keinem Fall zurückkehren können. Mehmet Tanriverdi, stellvertretender Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, sieht darin eine gezielte und systematische Vertreibung und ethnische Säuberung. Mehr als 180 Geschäfte in der Stadt, hauptsächlich von Kurden, wurden geplündert und in Brand gesetzt. Es geht hier auch nicht mehr nur um die kurdische Bevölkerung der Stadt, auch sunnitische Araber und Turkmenen werden willkürlich inhaftiert, gefoltert oder getötet. Viele Vertriebene erzählen schon von einem „Völkermord“, der gerade in Tuz Khurmatu vor sich geht.
Die Kurdische Gemeinde in Deutschland bittet die deutsche Bundesregierung und die europäische Kommission einzuschreiten und den Menschenrechtsverletzungen ein Ende zu bereiten. Ein Einschreiten der Weltgemeinschaft ist hier dringend nötig. Die Zivilbevölkerung in Tuz Khurmatu und den umliegenden Gebieten trägt keine Schuld an der politischen Lage des Landes, dennoch sind sie die Leidtragenden, die Tag für Tag verfolgt, vertrieben, vergewaltigt und ermordet werden. So sehr sich Berlin und Brüssel gegen das Selbstbestimmungsrecht der Kurden während des Referendums ausgesprochen haben, so sehr sind sie nun auch in der Pflicht, das kurdische Volk vor dem Terror zu schützen.