Never Again Is Now: Gedenktag an die Reichspogromnacht am 09. November 1938

In der deutschen Geschichte ist der 9. November mehrfach besetzt – er steht für die Ausrufung der Weimarer Republik 1918, den Fall der Mauer 1989 und doch vor allem: für die Verbrechen der Reichspogromnacht, die in den Tagen um den 9. November 1938 an der jüdischen Bevölkerung Deutschlands begangen wurden.

Tausende Geschäfte und jüdische Einrichtungen wurden in der Nacht zum 10. November von organisierten Schlägertrupps in Schutt und Asche gelegt, hunderte Menschen ermordet und Zehntausende in der Folge verhaftet und deportiert. Die vom nationalsozialistischen Regime in Deutschland und Österreich geplanten Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden, ihre Wohnungen, ihre Synagogen und Geschäfte datieren den Beginn der offen brutalen, systematischen und staatlichen Judenverfolgung. Sie waren der offizielle Auftakt zu einem präzedenzlosen Völkermord und Menschheitsverbrechen, das für immer in die Menschheitsgeschichte und die Geschichte Deutschlands eingeschrieben sein wird.

Der Opfer der „Nacht als die Synagogen brannten“ wollen wir heute in Demut gedenken. Die Erinnerung an sie muss stets aufs Neue wachgehalten werden – um das Wiedererstarken von Totalitarismus und Faschismus zu verhindern.

Gleichwohl gedenken wir heute auch den Opfern des größten antisemitischen Pogroms seit dem Holocaust vom 07. Oktober 2023, bei denen mehr als 1400 Israelis auf grausamste Weise von Hamas-Terroristen ermordet wurden. Die Anhänger der islamistischen Terrororganisation gingen von Tür zu Tür und massakrierten Babies, Kinder, Frauen, Männer und ältere Menschen. Auch Holocaustüberlebende blieben vom Vernichtungswillen nicht verschont.

Der grassierende Antisemitismus entlädt sich gegenwärtig auch auf den Straßen weltweit: Unterstützer:innen des Terrors feiern auf den Straßen die Gräueltaten der Hamas und skandieren israel- und judenfeindliche Parolen.

Die Pogrome aus vergangenen Zeiten haben nun eine moderne Gestalt angenommen: Auf Social Media solidarisieren sich Influencer:innen mit der Hamas und stilisieren diese als Widerstandskämpfer, im russischen Dagestan wird ein Flughafen von einem judenhassenden Mob gestürmt, um Jagd auf die Passagier:innen eines aus Israel eingeflogenen Flugzeugs machen, Aktivist:innen an amerikanischen Universitäten fordern unverhohlen den Genozid an Juden, in Istanbul hängt an Geschäften „Jews not allowed“, Wohnhäuser werden mit Davidsternen markiert, jüdisch-wahrgenommene Personen werden öffentlich angegriffen und Synagogen sowie jüdische Gemeindehäuser attackiert.

Die aktuelle Pogromstimmung sollte uns alle daran erinnern, dass es nicht ausreicht, mit Symbolpolitik am 09. November einzig den toten Juden zu gedenken, sondern dass „Never Again“ konsequenterweise auch „Never Again Is Now“ bedeutet, damit jüdisches Leben, sowohl in Israel als auch weltweit, ohne Angst und Terror stattfinden kann.