PRESSEERKLÄRUNG 186/1505-2018
Profisport schützt vor Dummheit nicht!
Mesut Özil und Ilkay Gündogan, zwei deutsche Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, die beide in England unter Vertrag stehen, haben sich in London mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdogan getroffen. Beide Profifußballer übergaben dem türkischen Staatspräsidenten kamerawirksam und in aller Freundschaft ihre Vereinstrikos. Es fiel ihnen offensichtlich verblüffend leicht, sich als Wahlkampfunterstützer der vorgezogenen Präsidentschaftswahlen in der Türkei instrumentalisieren zu lassen. Übrigens ist Ilkay Gündogan nicht zum ersten Mal als Werbebotschafter für die türkische Politik unterwegs. Er stand bereits für den heutigen Erdogan-Gegner Fettulah Gülen bei der deutsch-türkischen Kulturolympiade in Frankfurt am Main auf der Bühne.
Mehmet Tanriverdi, stellvertretender Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland, verurteilt den sorglosen Umgang der beiden Nationalspieler mit dem Staatspräsidenten Erdogan, der in der Türkei bisher hunderttausende türkische und kurdische Regierungskritiker und eine Reihe deutscher Staatsangehöriger verhaften ließ und nun mit den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen nach absoluter Macht greift.
Tanriverdi: „Wer Kriege anzettelt, Kritiker verfolgt und Minderheiten unterdrückt, ist kein geeignetes Fotomotiv für den Profisport. Wir hätten uns gewünscht, dass Özil und Gündogan ihren Termin bei Erdogan anstatt dessen dafür genutzt hätten, sich mit ihrem Kollegen Deniz Naki zu solidarisieren.“ Der deutschkurdische Fussballprofi und ehemalige St. Pauli Spieler Naki wurde für seinen Einsatz für Frieden und Demokratie in der Türkei bereits mehrfach bedroht, verfolgt und auf einer deutschen Autobahn sogar beschossen. Aufgrund seiner Kritik an Erdogan, darf Naki in der Türkei nicht mehr bei seinem bisherigen Club Amed Spor spielen und muss nunmehr um sein Leben fürchten.
Tanriverdi, selbst Sportfunktionär und 1.Vorsitzender des Traditionsvereins MTV 1846 Gießen, findet deutliche Worte: „Özil und Gündogan haben als Profisportler eine große Dummheit begangen, denn sie haben damit ihre Sympathie für jemanden bekundet, der nicht entfernt zu den Werten des Deutschen Fußball-Bundes passt. Wer, wie Ilkay Gündogan, dem Staatspräsidenten eines fremden Landes ein Trikot mit der Widmung ‘Für meinen verehrten Präsidenten – Hochachtungsvoll’ übergibt, ist in der deutschen Nationalmannschaft fehl am Platz.“ DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte zurecht das Verhalten beider Profispieler kritisiert und auf Werte des DFB verwiesen, die von Herrn Erdogan nicht beachtet würden.
Wir hoffen, dass der Nationaltrainer Joachim Löw bei der heutigen Nominierung der Mannschaft an die Adresse beider Spieler deutliche Worte findet, da diese ihrer Vorbildfunktion nicht gerecht wurden.Özil und Gündogan haben dem Ansehen des DFB nicht nur geschadet, sondern Zweifel daran geweckt, ob sie politisch in dieser großartigen deutschen Nationalmannschaft noch tragbar sind.