Ob Begegnungen Akzeptanz schaffen, ist eine Frage, die man per se nicht bejahen kann. Der Kontakt zwischen Individuen oder Gruppen kann unter ungünstigen Umständen gesellschaftliche Konflikte durchaus verschärfen und Vorurteile weiter verstärken. Welche Prämissen sind also unabdingbar, damit eine Begegnung zur gegenseitigen Akzeptanz führt?
Diese Frage versuchten Polizist:innen sowie junge migrantische Menschen aus der Hauptstadt gemeinsam zu beantworten. In September und Oktober 2022 fanden hierzu vier Begegnungstermine statt, die im Rahmen des Präventionsprojektes Begegnung schafft Akzeptanz durchgeführt wurden. Hauptziel der Begegnungen war es, einen Perspektivwechsel zu ermöglichen und den gemeinsamen Austausch nachhaltig zu fördern. Insgesamt nahmen ca. 15 Beamt:innen und 25 Jugendliche an den Begegnungen teil.
Obwohl die Teilnehmenden verschiedene Herkünfte und Religionen vorwiesen sowie sich in ihrem Alter unterschieden, waren sie sich in ihren Antworten auf die Frage relativ einig, was es bei einer Begegnung für die gegenseitige Akzeptanz braucht: Kompromisse, das Offensein, Höflichkeit und Geduld, aber auch Zuhören und Ehrlichkeit sind eher akzeptanzstiftend, während Respektlosigkeit, Festhalten an Vorurteilen, ein aggressiver Ton und Überlegenheit die gegenseitige Akzeptanz verhindern.
Diese gewonnenen Erkenntnisse, gepaart mit theaterpädagogischen Übungen als Eisbrecher, sollten eine solide Grundlage für den Austausch über die Lebensrealitäten der Teilnehmenden bilden, der im Jugendklub Skandal unter der Moderation von Matthias Hofmann stattfand.
Ob die Anwesenden in Lebensgefahrsituation die Polizei anrufen würden und wieso sich Jugendliche (mit Migrationshintergrund) in Polizeiangelegenheiten einmischen, aber auch was die Teilnehmenden in der Schule über die Polizei erfahren – diese und weitere Fragen wollten die Polizist:innen von den jungen Anwesenden in Erfahrung bringen. Dagegen waren die Jugendlichen sehr daran interessiert zu wissen, ob etwa die Kinder der Polizist:innen Angst um diese haben, ob es Rassismus innerhalb der Polizei und ob es Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Polizei gibt.
Schließlich hielten die Beamt:innen und Jugendlichen in einer Abschlussrede fest, was sie sich konkret von der anderen Gruppe für einen wertschätzenden Umgang miteinander wünschen. Die zwei Reden lauteten wie folgt:
Wunderschön, dass ihr alle hier seid und [uns] zuhört. […] Das Allererste […] ist: Respektvoll gegenseitig umgehen, egal bei welcher Situation…Ob Jung oder alt, egal bei welcher Situation, gut umgehen. Das gilt für Jugendlichen und für Erwachsene genauso. […]
Wir würden uns wünschen, dass Polizist:innen mehr auf die Sprache achten, wie sie mit uns umgehen. [Aber auch] wir sollten […] zuhören. Wir würden uns wünschen, dass wir keine Vorurteile von Polizist:innen bekommen, dass sie keine Vorurteile gegen uns haben.
Wir würden uns wünschen, dass Polizist:innen in mehreren Sprachen [sprechen], also egal aus welchen Ländern, egal welcher Herkunft […]…Wir würden uns wünschen, dass sie ein Vorbild für uns sind.
Alles ist egal, Nationalität ist egal, ob schwarz, weiß, egal was. Hauptsache, Mensch ist Mensch und wir respektieren jeden einfach, ob Polizist, Opa, jung oder klein.
Sehr […] viel Potential sehe ich vor mir, sehr sehr viel.
Ihr seid ein Teil von Deutschland. So werdet ihr auch wahrgenommen, und so möchten wir, dass ihr euch genauso verhaltet.
Die Gruppendynamik, die ihr alle habt, […] wo Potential drin ist…Das nicht ins Negative ummünzen, sondern ins Positive ummünzen. Älteren Leuten über die Straße helfen, Roller, Räder, die [auf der Straße] liegen, wieder aufrichten. Ältere Leute nicht auf den Kopf hauen, Potte ziehen, sondern gucken, dass sie sicher den Weg laufen können.
Seid der Polizei gegenüber respektvoll: In bestimmten polizeilichen Maßnahmen, nicht zuschauen, […] [ihr] könnt euch ruhig zurückziehen und diese polizeiliche Maßnahme laufen lassen. Hier in Deutschland braucht ihr keine Angst haben, dass wahllos, grundlos Menschen verkloppt oder ins Gefängnis gesteckt werden. Hier [möchte] die Polizei […] nichts Böses von euch, sondern meistens auch nur euch zum Sachverhalt befragen, oder euch vernehmen oder gucken, dass die Straftaten aufgedeckt werden […]
[U]nser Abschlusswort, unser Fazit ist: Passt gegenseitig auf euch auf, baut in der Gruppe keine Straftaten, macht keine Mutproben, sondern denkt einfach an die Worte eurer Eltern, sie sagen alle überwiegend: Die Polizisten sind hier nett, in Ordnung, sie sorgen für Recht und Ordnung. Und denkt vor allen Dingen an eure Zukunft!
Einen großen Dank richtet das Projektteam der Kurdischen Gemeinde Deutschland an die Polizei Berlin – Direktion 5 (City) Stabsbereich 4 Sachbereich 42 sowie K51 (Arbeitsgebiet Interkulturelle Aufgaben) und an unseren Landesverband in Berlin.