Pressemitteilung 298/0911-2021
Kriminalisierung statt Ehrung –
türkische Kampagne gegen den Kurden Mehmet Elbistan
60 Jahre Anwerbeabkommen zwischen Türkei und Deutschland – auch für die kurdische Gemeinde ein Grund zum Feiern. Kamen doch auch mehr als eine halbe Million Kurden im Zuge des Abkommens als Arbeitsmigrant:innen in die Bundesrepublik.
„Doch leider beobachten wir, dass bei den offiziellen Feierlichkeiten zum 60. Jubiläum der Umstand, dass aus der Türkei ganz verschiedene Communities, etwa auch Kurden, Griechen, Assyrer, Armenier u.a., nach Deutschland kamen, keine Beachtung findet“, beanstandet Ali Ertan Toprak, Bundesvorsitzender der Kurdischen Gemeinde Deutschland.
Doch mehr noch: Nun kam es bei den zentralen Jubiläums-Feierlichkeiten in Nürnberg zu einem besonderen Vorfall, bei dem der politisch engagierte kurdische Mitbürger Mehmet Elbistan zur Zielscheibe einer türkischen Kampagne wurde.
Ein persönlicher Redebeitrag des 87-jährigen Elbistan, der auch als Arbeitsmigrant vor Jahrzehnten nach Deutschland kam und der auch zum Wohle Deutschlands beigetragen hat, wurde von einem anwesenden Sabah-Journalisten zu einer ideologischen Aussage und PKK-Sympathiebekundung verbrämt und Elbistan in der Folge zum Opfer einer massiven türkischen Medien-Kampagne. Mehmet Elbistan war Mitbegründer von KOMKAR – Verband der Vereine aus Kurdistan.
„Wir erleben einen klaren Fall antikurdischen Rassismus, der in Deutschland von Vertretern der türkischen Medien und Regierung fortgesetzt wird“, so Toprak. „Eine harmlose Wortmeldung wird derart ins Negative verkehrt, dass wir hier eine gezielte Inszenierung zur Herabwürdigung der Lebensleistung von Deutschkurden und Negierung der kurdischen Identität vermuten“.
Die Kurdische Gemeinde bedauert, dass die Nürnberger Stadtregierung dieser offensichtlichen Inszenierung aufgesessen ist. “Wir hätten uns eine andere Lesart des Vorfalls gewünscht, die sich nicht von der gezielten Fehlinterpretation, sondern einem gesunden Menschenverstand leiten lässt.”