In Gedenken an den Brandanschlag von Solingen
Heute jährt sich der rassistische Brandanschlag von Solingen zum 32. Mal. Am Abend des 29. Mai 1993 legten vier junge Männer aus der Solinger Neonazi-Szene Feuer in einem Wohnhaus in der Unteren Wernerstraße. Fünf Menschen aus der Familie Genç kamen dabei ums Leben, darunter die vierjährige Saime Genç.
Dieser Anschlag war kein Einzelfall, sondern Teil einer erschütternden Welle rassistisch motivierter Gewalt in den frühen 1990er Jahren. Bereits im Jahr zuvor ermordeten zwei Neonazis im schleswig-holsteinischen Mölln bei einem Brandanschlag drei Menschen, neun weitere wurden schwer verletzt. In Städten wie Mannheim, Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen kam es 1991 und 1992 zu pogromartigen Angriffen auf Geflüchtete und ehemalige Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter der DDR. Hunderte beteiligten sich aktiv an den Übergriffen. Tausende Schaulustige standen daneben, klatschten Beifall und behinderten die Polizei.
Auch wenn die Bilder aus den 1990er Jahren heute der Vergangenheit angehören, ist Rassismus in Deutschland weiterhin eine reale Bedrohung. Die Angriffe auf Geflüchtete seit 2015, Brandanschläge auf geplante Unterkünfte, rassistische Polizeigewalt oder antisemitische Übergriffe auf Synagogen zeigen, wie brüchig gesellschaftlicher Zusammenhalt sein kann.
Besonders gefährlich ist es, wenn führende Politikerinnen und Politiker durch pauschalisierende Aussagen und populistische Forderungen versuchen, den rechten Rand der Gesellschaft zu bedienen. Wer Zusammenhalt ernst nimmt, muss sich entschieden gegen Rassismus und rechte Hetze stellen.
Wir gedenken heute der Opfer von Solingen und aller Menschen, die durch rassistische und rechte Gewalt ums Leben gekommen sind. Ihr Schicksal ist Mahnung und Auftrag zugleich: Erinnern heißt verändern.